Link zum Originalthema: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostsee
MarioSchreiber schieb dazu:
Link zum Onlineartikel: Suche nach Vermissten auf der Ostsee
Ich habe, weil ich am Wochenende los wollte, die Wind und Wettervorhersagen die ganze Woche über intensiv studiert !
Am Samstag war eine "3" in Böen "4" für den frühen Morgen vorausgesagt.
Im Laufe des Vormittags solle es eine glatte "3" werden und zum Nachmittag eine "2".
Das ganze aus OSO.
Daraufhin würde ich sagen das Weißenhaus definitiv gegangen wäre !
Also verlasst euch nicht nur auf die Wetterfrösche!
Barsch50+ schieb dazu:
Hallo Kollegen,
Was war das denn für ein Wetter?
Bevor ist starte:
Allen Anglern und Helfern vor Ort sage ich
Ich war der erste Kajak/SOT Fahrer!
Mich hatte es 5-8 m vorm Ufer ausgehebelt.
Habe mir bisher die Berichte nur angesehen und abgewartet, was so geschrieben wird.
Der letzte "Augenzeugenbericht" trifft es ziemlich gut.
Wie eigentlich alle übereinstimmend berichten, änderte sich das Wetter innerhalb von wenigen Minuten.
Die Wettervorhersagen hatten diesen Umschwung nicht auf dem Radar.
Mein Kollege und ich waren draußen und bemerkten von See kommende, lange Wellen, die dann vor dem Ufer
zu brechen begannen und deren Gischt wir vom Weiten sahen und hörten.
Da hieß es nur: Sofort reinfahren!
Je näher ich dem Ufer kam, desto sicherer wusste ich:
Spätestens im Flachwasser wird es extrem, vermutlich wirst du kentern.
Also verstaute ich die losen Sachen so gut es ging und bereitete mich gedanklich auf das Kentern vor.
Wenige Meter vor dem Strand erfasste mich eine starke Welle schräg von hinten und schon war ich im Wasser.
Das es so kommen würde sah ein Kollege am Strand, der mir sofort half aus dem Wasser zu kommen und das Boot festhielt.
Wassertiefe: ca. 1,0 m
Und ja, die Rettunsgsweste tat das was sie soll: Sie funktionierte.
Mit weiteren Anglern trugen wir das SOT auf das Ufer.
Verletzt war ich nicht, gut, das Käppie war weg und etwas Werkzeug.
Naja.
Dort erfuhr ich von dem Erstretter, dass noch ein kleines Schlauchboot mit 2 Mann draußen sein soll, irgendwo an der Seebrücke.
Also ca. 1,5 km entfernt. Bei dem Wetter mit einem winzigen Schlauchboot heil ans Ufer zu kommen war ausgeschlossen.
Da auch mein Kollege gekentert war, griff ich zum Telefon und rief den Notruf an, "schilderte die Lage" und
dann machte wir uns sofort auf den Weg zu meinem Kollegen, mit den Wellen zum Ufer kam.
Allerdings waren es keine 50-100 m vom Ufer, sondern ca. 30 m, wo er ins Wasser musste.
Auch ihm gelang es, ohne Verletzungen an Land zu kommen.
Nachdem auch sein Boot soweit gesichert war, kamen die ersten Rettungskräfte vor Ort an.
Dem Sani sagte ich, dass es uns gut geht, wir aber nicht wissen was mit dem kleinen Schlauchboot ist und sie besser den Strand absuchen sollten.
Das gleiche erzählte ich auch einem Polizisten.
Ständig wurde ich von "Leitstellen" auf meinem Handy angerufen und man fragte mich nach dem Stand der Dinge. (??)
Ja, ich hatte zwar alles in Bewegung gesetzt, aber warum sprechen die nicht mit den Einsatzkräften vor Ort?
Ich war da keine Hilfe.
Einige Zeit später kamen weitere Feuerwehrfarhrzeuge mit einem Schlauchboot, also die Wasserrettung. Ein Feuerwehrmann fragte mich,
wo die denn das Schlauchboot zu Wasser lassen können.
Wie bitte?
1. Ich bin nicht von hier (kann er nicht wissen)
2. Habt ihr keine Karten mit möglichen Einsetzstellen an Bord?
Während mein Kolleg und ich unsere Boote verluden und alles im Auto verstauten, rückten weitere Truppen aus Eutin an.
Die DLRG. Es kam so langsam eine gewisse Unruhe bei den Helfern auf, da es dunkel wurde, und die genau Lage nicht klar war.
Sind noch welche draußen, wenn ja: Wo und wieviele.
Vermutlich kam auch mit der DLRG der Reporter der Zeitung. Zumindest ging dort jemand mit einer Kamera zum Strand.
Festhalten kann ich folgendes:
Herzlichen Dank an diejenigen, die uns geholfen haben!
Ohne Trockenanzug wäre es dramatischer geworden!
Ich blieb komplett trocken, ne, nasse Haare hatte ich bekommen
Der Satz in der Zeitung: "Wenn wir den Wetterbericht gelesen hätten, hätten wir sehen können was auf uns zukommt"
ärgert mich Maßlos. Denn er ist (belegbar) falsch!
Keine Vorhersage, die ich kenne, kündigte diesen Umschwung gegen 14:00 Uhr an.
Es wird wieder so getan, als wären wir Kajakfahrer lebensmüde, fischgeile Angler, die zu blöde sind Warnungen zu lesen und ernst zu nehmen.
Dagegen verwahre ich mich!
Viele Grüße
Ulf
Fishzilla schrieb dazu:
So, nun kann ich mich ja outen.
Wir mussten erst einmal die ganze Sachlage in Ruhe analysieren und Daten der uns zu Verfügung stehenden Wettervorhersagen sichern bevor ich hier schreiben wollte.
Wie alles anfing:
Der Tag begann recht entspannend.
Zuerst sind wir nach Pelzerhaken gefahren.
Dort war zwar die Welle sehr klein, aber der Wind war blöde und wir wollten entspannt angeln.
Quasi Brandungsangeln mit Rückenwind.
Wir entschlossen uns dann unter Berücksichtigung Windfinder sowie dem BSH nach Weißenhäuser Strand zu fahren.
Für die Fälle aller Fälle und wenn es überhaupt nicht geht, hatten wir unsere Neoprenhosen und Meerforellenpeitsche mit uns stellen uns mit der Spinne am Strand.
Nach einem Blick über den kleinen Deich sah es richtig super aus.
Wasser glatt und nur vorne eine Miniwelle. Halt wie immer.
Sogar die Sonne kam teilweise raus.
Wir haben dann noch einen Kaffee getrunken und mit einem Mefoangler geschnackt.
Wetter war natürlich auch ein Thema und wir freuten uns, dass der Wind sogar noch weiter runtergehen sollte.
Das Einsetzen war ein Kinderspiel und wir hielten uns relativ Strandnah bei 4-5 Meter auf da hier der Fisch stand. Warum weiter rausfahren.
Kurzfristig wurde es wettertechnisch wirklich entspannter.
Ich bin dann Richtung dieser Seebrücke gefahren.
Erst da bemerkte ich, dass das Echolot von 4,50 Meter sprunghaft 6 Meter anzeigte und dann wieder 4,50 Meter…...
sch..., das ja Wellen! Und kein Wind?
Ich habe dann gleich abgedreht und wollte reinfahren.
Jetzt kommt das Ding, welches ich noch nie seit über 20 Jahren, sei es vom „richtigem Boot“, Brandung oder Spinnangeln so brutal in diesem Ausmaßen erlebt habe. Und ich glaube, da bin ich gedanklich mit Sicherheit nicht alleine.
Auf meinem Rückweg wurden die Wellen immer höher. Zum Glück noch langgezogen und der Wind nahm derbe und minütlich zu.
Da hörte ich auch zum ersten Mal die Brandung, wie das Wasser am Strand regelrecht knallte.
Ab da war mir glasklar, ich mache einen Abflug.
Die Frage war nur, wo und wann.
Das wo und wann wollte ich nach Möglichkeit selber bestimmen beziehungsweise ein bisschen Mitspracherecht haben. Wenn es geht, so dicht wie möglich am Ufer.
Ich hatte dann noch zwei Schlauchifahrer gesehen und denen Zeichen gegeben, dass sie runter von Wasser sollen. Die haben es aber nicht registriert.
Komischer Weise war ich komplett ruhig und verstaute nach meinen Möglichkeit die Angeln, Rücksack und anderes Zeug um den kommenden Verlust zu mindern.
Okay, ab zum Ufer.
Ich sprach mit mir selber und sagte noch: Wenn ich kippe, was zu 100% feststeht, dann steige ich kontrolliert aus und versuche nicht das SOT in der Kippbewegung aufzuhalten. Circa 30 Meter vom Ufer entfernt war es dann so weit.
Ich war überrascht, wie schnell das ging obwohl es mir wie Zeitlupe vorkam.
Sachte ins Wasser gleiten und auf das Boot robben.
Muss echt sagen, das ging richtig gut und die Schwimmhilfe behindert nicht.
Doof war, dass ich beim letzten Pinkeln den Pinkler wohl minimal offen gelassen habe.
War aber wenig eindringendes Wasser gewesen und das Wasser erwärmte sich recht schnell.
Es hört sich jetzt wirklich blöde an, aber ich war stinksauer, dass ich mein Boot nicht drehen konnte.
Gut, es hätte letztendlich eh nichts gebracht, aber ich wollte wissen, ob es geht.
Ging aber nicht.
Okay, dann wieder rauf auf’s Boot und ein wenig mitpaddeln.
Ja, es war wirklich doof von mir, in Strandnähe das Boot mitzuschleppen. Das sehe ich jetzt auch so.
Aber mein Rucksack mit dem Autoschlüssel….
Am Land erwarteten mich schon die ersten Helfer.
Erst einmal vielen vielen Dank für eure Hilfe. So war es um einiges leichter, das mit Wasser angefüllte SOT halbwegs am Land zu bekommen.
Noch mal herzlichen Dank!
Zum Schock….Nee, hatte ich wirklich nicht.
Ich bin so.
War nur angepisst, das mein erster Kohler weg war, die Mefo auch, naja, und noch die neue Baitcaster samt Rute und über den tollen Wetterdienst.
Da ist mir doch eine Zigarette vergönnt.
Hatte aber echt Sorge um die Schlauchbootfahrer gehabt.
Ich hatte sie aus den Augen verloren.
Ach.
Irgendwie war es anfangs ein schöner Tag gewesen, der sich innerhalb 20 Minuten zu einem ausgewachsenen sch... Tag entwickelte.
Sowas habe ich beim Angeln noch nie erlebt.
Zum Abschluss noch, was mir nach dieser Erfahrung als wirklich sehr wichtig erscheint.
Trockenanzug auf einem SOT ist geil!!
Glaube, das brauche ich nicht näher erklären.