Das Glück dieser Erde...
Verfasst: 7. Jun 2015, 01:56
Du kennst das. Es gibt Momente beim Angeln, da bist du einfach "drin". Man kann es schwer beschreiben und schon gar nicht erzwingen - es passiert einfach. Kein störender Gedanke, volle Aufmerksamkeit ohne sich besonders konzentrieren zu müssen, alles Gegenwärtige wird einfach aufgesogen, Zukunft oder Vergangenheit – uninteressant.
Ich bin am Altrhein. Hinter mir kreischt eine Möwe. Ohne mich umdrehen zu müssen weiß ich genau was passiert - dass sie von links nach rechts fliegt, ihre Schwungfedern im Wind vibrieren weil sie eine enge Kurve zieht um mich und mein Kajak auf mögliche Beute zu inspizieren, dass mein Kajak leicht bockt, weil sich eine Welle gerade etwas höher türmt, ich aber trotzdem weiter quer zu den Wellen drifte. All das ist mir bewusst, ohne hinzusehen, denn meine eigentliche Konzentration gilt meinem Gummifisch, der gerade eben wieder den Grund erreicht hat.
Seit ich mein eigenes Kajak habe, erlebe solche Momente immer öfter. Ruhe, Sorgenfreiheit, volle Konzentration auf den Moment. Ein Gefühl von Freiheit, wie damals als Jungangler. Damals, als ich mit einer 4m Stippe, einer Hand voll Futter und ein paar Maden mit hochgekrempelten Hosen im Wasser stand und auf eine Schleie hoffte.
Über die Jahre schwand die Anzahl dieser unbezahlbaren Momente, ich wurde „reifer, erwachsener und verantwortungsvoller“. Der Beruf hatte mich auf Effizienz getrimmt und mir dabei die Fähigkeit genommen loszulassen, den Moment einfach nur zu umarmen.
Das Angeln in Binnengewässern von der Pike auf gelernt, von der Rotaugen-Stipperei mit Stachelschweinborste bis hin zur Kunstköderangelei auf Zander & Co. war ich verunsichert darüber, was über die Jahre geschehen war. Seit meinem 18. Lebensjahr war ich mit Junganglern am Wasser. Ich habe ihnen zwanglos neben unterschiedlichen Angeltechniken auch meine Philosophie des nachhaltigen Angelns näher gebracht, mich über ihre Fänge mehr als über meine eigenen gefreut.
Wir löteten gemeinsam Futterkörbchen aus Hasendraht zum Barbenfischen, Sammelbestellungen waren ganz normal und Jigs wurden ständig nachgegossen, um die fiesen Steinpackungen des Rheines beim Zanderfischen weiter füttern zu können.
Im Jahr 1994 saß ich in Florida erstmals in einem Kanu, die damals schon gerne auch zum Fischen in den Flats im Golf von Mexico verwendet wurden. Sit on Tops waren zu dieser Zeit noch nicht am Start. Als ich mit einem Kumpel im Kanu zwischen den Mangroven unterwegs war und Sheepshead, Gray Snapper und Snook angelte war mir klar: ein eigenes Boot. Irgendwann.
Angeln vom Kanu betrachtete ich damals als eine Notlösung.
Um es mit John Lennon auszudrücken: „Leben ist das was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu schmieden.“ In den folgenden Jahren kam ich viel herum und die Idee mit dem eigenen Boot geriet zunächst in Vergessenheit.
Ab 2004 begann ich ernsthaft zu suchen. Ich nutzte jede Gelegenheit zum Bootsangeln mit Kollegen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Wir fuhren alljährlich zusammen nach Düsseldorf auf die Boot und je tiefer ich in das Thema einstieg desto mehr dämmerte mir, dass ich mit einem „Nachen“ im Altrhein, oder einem Boot mit Trailer an den Gewässern in meiner Auto-Fahrdistanz nicht glücklich werde.
Der eigentliche Durchbruch kam bei mir im Jahr 2009. Wir waren im Südwesten Irlands unterwegs und wanderten am Lough Hyne entlang. Dieser direkt am Meer gelegene Salzwassersee wird nur bei Tidenhöchststand vom Gezeitenstrom gespeist und ist sonst vom Meer abgeschnitten.
Dieses relativ flache Gewässer ist so etwas wie die „invertierten“ Galapagos-Inseln und wimmelt durch seine vom Meer im Prinzip abgeschlossene und damit geschützte Lage nur so von maritimem Leben.
An diesem schicksalsschwangeren Tag kam ein Pärchen dort am Parkplatz an, holte ein Tandem - Sit On Top von Wildenress Systems vom Autodach, schnappte sich ihre Schnorchelausrüstung und war binnen 15 Minuten auf dem Wasser – dabei dauerte das Anziehen der Neoprenanzüge noch am längsten.
Simpel, schnell, schnörkellos - ich stand am Ufer und war Feuer und Flamme.
In der Folgezeit war ich beruflich extrem eingespannt und meine Entscheidung für ein bestimmtes Modell wollte einfach nicht fallen. Hobie entwickelte den Mirage Drive, aber die ersten Modelle hatten Probleme mit Lecks im Bereich des Antriebes. Vielleicht doch ein Tarpon von Wilderness Systems? Oh, da gibt es ja auch noch Ocean Kayak, die auch tolle Modelle aufs Wasser bringen. Erfreulicherweise mehrten sich die Berichte über Angelkajaks im Internet und ich verbrachte Stunden, ach was – ganze Abende mit der Recherche. Treten oder Paddeln? Modell, Farbe, gewünschte Ausstattung, mögliche Modifikationen und nicht zuletzt – die Sicherheit!
Am Ende entschied ich mich für ein Ocean Kayak Trident Ultra 4.3 mit Steueranlage (wie ich genau dazu kam, ist eine eigene Geschichte). Eine Sache schmeckte mir aber gar nicht, es gab nur drei Farbvarianten: Sand, Camo, Gelb. Etwas geknickt war ich schon – die Neuseeländer haben so geniale Farben, allen voran „Mango“, das es mir farblich sehr gefällt – nicht nur wegen der optischen Auffälligkeit auf dem Wasser. Laut deutschem Katalog blieb also nur gelb übrig. Nicht gerade meine Lieblingsfarbe. Irgendwas ist ja immer!
Ich begann die Händler durchzutelefonieren, stellte mich insgeheim schon auf lange Lieferzeiten ein - mittlerweile war es bereits Anfang April 2014. Gleich beim zweiten Anruf erwischte ich den Importeur direkt. Es stellte sich heraus, dass die betreffenden Trident-Modelle noch irgendwo auf den Sieben Weltmeeren im Container sind und auf sich warten lassen. Die Franzosen hätten aber ihr Hauptlager aufgelöst und er hätte das Material von Ocean Kayak, inklusive den Messe-Ausstellungsstücken fast vollständig übernommen.
„Ich habe aber mindestens ein 4.3 auf Lager, es ist ein Prowler Ultra 4.3 und hat als neuseeländisches Modell die Farbe Mango, […] wenn das für dich OK ist…“.
Auf Lager, neu und originalverpackt, Mango - das Ding war gekauft!
Eine Woche später fand ein Kanutreffen in meiner Gegend statt, mein Kajak wurde einfach mit auf den LKW geladen und geliefert – keine 7 Tage zwischen meinem Anruf und der Lieferung. Wenn es erstmal läuft...
Inzwischen hatte Kollege Kev sich das zweite Prowler Ultra 4.3 Mango gesichert, welches ebenfalls aus besagtem französischen Lager-Nachlass stammte. Pünktlich zum Raubfisch Saisonstart am 16.05. hatten wir also beide ein Kajak unter dem Hintern.
Nach zahlreichen Stündchen, die ich mit durchaus vergnüglichen Bastelarbeiten verbracht habe, war das Kajak fürs erste ausgestattet. Dank der Vorbereitung für den Echolotgeber und die vielen, bereits vorhandenen Gewindeeinsätzen musste ich nur ein einziges Loch als Durchführung des Stromkabels für mein Echolot bohren.
Die Jungfernfahrt auf dem Altrhein konnte also unter kontrollierten Bedingungen gefahrlos stattfinden. Alles lief perfekt - Driften, Schleppen, Ankern nur mein Hinterteil musste sich erst an die neuen „Anforderungen“ anpassen.
Meine bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv, alles ist so, wie ich es erwartet habe – nur die Scupper Valves zicken ab und an etwas herum. Planung und Recherche haben sich für mich voll und ganz ausgezahlt. Alles Material geschützt und am rechten Platz, nichts liegt lose herum...
Auch unsere Sichtbarkeit auf dem Wasser ist sehr gut, wie uns die Segler bestätigten – Mango funktioniert. Auf dem Altrhein herrscht im Allgemeinen trotz der vergleichsweise geringen Fläche sehr reger Verkehr. Je nach Windsituation und Wochentag ist alles auf dem Wasser, was in irgendeiner Form Segel, Board oder Paddel besitzt. Segelboote, Surfer bzw. auch Kitesurfer, Kanu-/Kajakwanderer - trotz der Verkehrsdichte herrscht ein friedliches Miteinander.
Jeder kommt auf seine Kosten, freundlicher Plausch inklusive. Wohlgemerkt – das ist der Altrhein bei Speyer, nicht der Bodensee und schon gar nicht die Ostsee!
Selbst die Kanadagänse haben trotz des ganzen Trubels am Strand und auf dem Wasser ihre eigene „KiTa“ organisiert. Und zwar keine zehn Meter von unserem Mittags-Rastplatz entfernt.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt am Tag noch keinen einzigen Fisch gesehen, was vollkommen ohne Belang war. Denn da war es wieder, das Gefühl für den Moment, die innere Zufriedenheit gepaart mit der Erwartung, dass jederzeit etwas Aufregendes passieren kann - oder etwas Entspannendes. Wie zum Beispiel den Kanadagänsen zuzusehen, die sie sich vollkommen unaufgeregt um ihre Jungen kümmern, während man selbst - nicht minder stressfrei - Ravioli aus der Dose futtert. Kev ist immer der mobile Küchenmeister…
Beim Schleppen danach kam dann der ersehnte Biss. Mit etwa 25m Schnur draußen fuhr ich über eine Erhebung bewachsen mit Kraut. Den Blick auf dem Echolot, vollkommen erfreut über die „lehrbuchmäßige Struktur“, bin ich bereits darüber hinweggepaddelt…
…als mein Wobbler exakt jene Stelle erreicht…
Was für ein wunderbarer Biss! Die Rute verneigt sich im Rutenhalter, der erste Fisch mit meinem neuen Gefährt ist also ein Hecht. Kein Riese aber wahrlich gekämpft wie einer. Der anglerische Auftakt ist gelungen.
Am Ende des Angeltages hatte ich dann noch einen zweiten Hecht und einen Barsch auf dem Konto und ärgere mich insgeheim, warum ich so lange gebraucht habe, mir endlich ein Kajak zu gönnen. An den kommenden Angeltagen folgten noch weitere, gute Fische. Ich hatte einmal sogar richtig Stress, als ich mit zwei Schleppruten in einen Rapfenschwarm geriet.
(Vorher – Nachher. Als wollte der Wobbler sagen „Ich brauche mal Urlaub!“)
Der erste Schritt war also getan, 2014 folgten noch sehr viele schöne Angeltage – erfolgreiche und auch solche, die zwar keinen Fisch, aber enormen Spaß und Erfahrung gebracht haben. Ich durfte auf dem Wasser viele nette Leute kennen lernen: Segler, Surfer, andere Angler. Ich habe wieder gelernt die besonderen Momente zu genießen, den Augenblick festzuhalten und Kraft zu tanken für den Alltag.
2015 wird sicher noch besser. Boot? Wer braucht schon ein Boot!? Im Moment arbeite ich an meiner Technik und Kondition. 2016 möchte ich auf der Ostsee meinen ersten Leo vom Kajak aus fangen, Butt wäre auch klasse.
Meine Ostsee-Erfahrung beschränkt sich bisher auf einen Tag Hornhechtangeln von der Mole in Rostock – auch einer dieser einzigartigen Momente, an den ich mich immer noch mit Freude erinnere.
Kajakangeln macht irgendwie entspannt und glücklich!
Viele Grüße an alle!
Thorsten a.k.a. BeeJay
Hausgewässer
Rhein
(Pfalz) km 381,650 - km 383,960 rechtrheinisch, km 352,070 - km 438,326 linksrheinisch, inklusive Nebengewässer
(Baden-Württemberg) km 396 oberhalb Altlußheim - Landesgrenze Hessen (RNPG)
Neckar
Neckargemünd (km 38,5, Rainbachmündung) - Mündung Rhein Mannheim (RNPG)
Ich bin am Altrhein. Hinter mir kreischt eine Möwe. Ohne mich umdrehen zu müssen weiß ich genau was passiert - dass sie von links nach rechts fliegt, ihre Schwungfedern im Wind vibrieren weil sie eine enge Kurve zieht um mich und mein Kajak auf mögliche Beute zu inspizieren, dass mein Kajak leicht bockt, weil sich eine Welle gerade etwas höher türmt, ich aber trotzdem weiter quer zu den Wellen drifte. All das ist mir bewusst, ohne hinzusehen, denn meine eigentliche Konzentration gilt meinem Gummifisch, der gerade eben wieder den Grund erreicht hat.
Seit ich mein eigenes Kajak habe, erlebe solche Momente immer öfter. Ruhe, Sorgenfreiheit, volle Konzentration auf den Moment. Ein Gefühl von Freiheit, wie damals als Jungangler. Damals, als ich mit einer 4m Stippe, einer Hand voll Futter und ein paar Maden mit hochgekrempelten Hosen im Wasser stand und auf eine Schleie hoffte.
Über die Jahre schwand die Anzahl dieser unbezahlbaren Momente, ich wurde „reifer, erwachsener und verantwortungsvoller“. Der Beruf hatte mich auf Effizienz getrimmt und mir dabei die Fähigkeit genommen loszulassen, den Moment einfach nur zu umarmen.
Das Angeln in Binnengewässern von der Pike auf gelernt, von der Rotaugen-Stipperei mit Stachelschweinborste bis hin zur Kunstköderangelei auf Zander & Co. war ich verunsichert darüber, was über die Jahre geschehen war. Seit meinem 18. Lebensjahr war ich mit Junganglern am Wasser. Ich habe ihnen zwanglos neben unterschiedlichen Angeltechniken auch meine Philosophie des nachhaltigen Angelns näher gebracht, mich über ihre Fänge mehr als über meine eigenen gefreut.
Wir löteten gemeinsam Futterkörbchen aus Hasendraht zum Barbenfischen, Sammelbestellungen waren ganz normal und Jigs wurden ständig nachgegossen, um die fiesen Steinpackungen des Rheines beim Zanderfischen weiter füttern zu können.
Im Jahr 1994 saß ich in Florida erstmals in einem Kanu, die damals schon gerne auch zum Fischen in den Flats im Golf von Mexico verwendet wurden. Sit on Tops waren zu dieser Zeit noch nicht am Start. Als ich mit einem Kumpel im Kanu zwischen den Mangroven unterwegs war und Sheepshead, Gray Snapper und Snook angelte war mir klar: ein eigenes Boot. Irgendwann.
Angeln vom Kanu betrachtete ich damals als eine Notlösung.
Um es mit John Lennon auszudrücken: „Leben ist das was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu schmieden.“ In den folgenden Jahren kam ich viel herum und die Idee mit dem eigenen Boot geriet zunächst in Vergessenheit.
Ab 2004 begann ich ernsthaft zu suchen. Ich nutzte jede Gelegenheit zum Bootsangeln mit Kollegen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Wir fuhren alljährlich zusammen nach Düsseldorf auf die Boot und je tiefer ich in das Thema einstieg desto mehr dämmerte mir, dass ich mit einem „Nachen“ im Altrhein, oder einem Boot mit Trailer an den Gewässern in meiner Auto-Fahrdistanz nicht glücklich werde.
Der eigentliche Durchbruch kam bei mir im Jahr 2009. Wir waren im Südwesten Irlands unterwegs und wanderten am Lough Hyne entlang. Dieser direkt am Meer gelegene Salzwassersee wird nur bei Tidenhöchststand vom Gezeitenstrom gespeist und ist sonst vom Meer abgeschnitten.
Dieses relativ flache Gewässer ist so etwas wie die „invertierten“ Galapagos-Inseln und wimmelt durch seine vom Meer im Prinzip abgeschlossene und damit geschützte Lage nur so von maritimem Leben.
An diesem schicksalsschwangeren Tag kam ein Pärchen dort am Parkplatz an, holte ein Tandem - Sit On Top von Wildenress Systems vom Autodach, schnappte sich ihre Schnorchelausrüstung und war binnen 15 Minuten auf dem Wasser – dabei dauerte das Anziehen der Neoprenanzüge noch am längsten.
Simpel, schnell, schnörkellos - ich stand am Ufer und war Feuer und Flamme.
In der Folgezeit war ich beruflich extrem eingespannt und meine Entscheidung für ein bestimmtes Modell wollte einfach nicht fallen. Hobie entwickelte den Mirage Drive, aber die ersten Modelle hatten Probleme mit Lecks im Bereich des Antriebes. Vielleicht doch ein Tarpon von Wilderness Systems? Oh, da gibt es ja auch noch Ocean Kayak, die auch tolle Modelle aufs Wasser bringen. Erfreulicherweise mehrten sich die Berichte über Angelkajaks im Internet und ich verbrachte Stunden, ach was – ganze Abende mit der Recherche. Treten oder Paddeln? Modell, Farbe, gewünschte Ausstattung, mögliche Modifikationen und nicht zuletzt – die Sicherheit!
Am Ende entschied ich mich für ein Ocean Kayak Trident Ultra 4.3 mit Steueranlage (wie ich genau dazu kam, ist eine eigene Geschichte). Eine Sache schmeckte mir aber gar nicht, es gab nur drei Farbvarianten: Sand, Camo, Gelb. Etwas geknickt war ich schon – die Neuseeländer haben so geniale Farben, allen voran „Mango“, das es mir farblich sehr gefällt – nicht nur wegen der optischen Auffälligkeit auf dem Wasser. Laut deutschem Katalog blieb also nur gelb übrig. Nicht gerade meine Lieblingsfarbe. Irgendwas ist ja immer!
Ich begann die Händler durchzutelefonieren, stellte mich insgeheim schon auf lange Lieferzeiten ein - mittlerweile war es bereits Anfang April 2014. Gleich beim zweiten Anruf erwischte ich den Importeur direkt. Es stellte sich heraus, dass die betreffenden Trident-Modelle noch irgendwo auf den Sieben Weltmeeren im Container sind und auf sich warten lassen. Die Franzosen hätten aber ihr Hauptlager aufgelöst und er hätte das Material von Ocean Kayak, inklusive den Messe-Ausstellungsstücken fast vollständig übernommen.
„Ich habe aber mindestens ein 4.3 auf Lager, es ist ein Prowler Ultra 4.3 und hat als neuseeländisches Modell die Farbe Mango, […] wenn das für dich OK ist…“.
Auf Lager, neu und originalverpackt, Mango - das Ding war gekauft!
Eine Woche später fand ein Kanutreffen in meiner Gegend statt, mein Kajak wurde einfach mit auf den LKW geladen und geliefert – keine 7 Tage zwischen meinem Anruf und der Lieferung. Wenn es erstmal läuft...
Inzwischen hatte Kollege Kev sich das zweite Prowler Ultra 4.3 Mango gesichert, welches ebenfalls aus besagtem französischen Lager-Nachlass stammte. Pünktlich zum Raubfisch Saisonstart am 16.05. hatten wir also beide ein Kajak unter dem Hintern.
Nach zahlreichen Stündchen, die ich mit durchaus vergnüglichen Bastelarbeiten verbracht habe, war das Kajak fürs erste ausgestattet. Dank der Vorbereitung für den Echolotgeber und die vielen, bereits vorhandenen Gewindeeinsätzen musste ich nur ein einziges Loch als Durchführung des Stromkabels für mein Echolot bohren.
Die Jungfernfahrt auf dem Altrhein konnte also unter kontrollierten Bedingungen gefahrlos stattfinden. Alles lief perfekt - Driften, Schleppen, Ankern nur mein Hinterteil musste sich erst an die neuen „Anforderungen“ anpassen.
Meine bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv, alles ist so, wie ich es erwartet habe – nur die Scupper Valves zicken ab und an etwas herum. Planung und Recherche haben sich für mich voll und ganz ausgezahlt. Alles Material geschützt und am rechten Platz, nichts liegt lose herum...
Auch unsere Sichtbarkeit auf dem Wasser ist sehr gut, wie uns die Segler bestätigten – Mango funktioniert. Auf dem Altrhein herrscht im Allgemeinen trotz der vergleichsweise geringen Fläche sehr reger Verkehr. Je nach Windsituation und Wochentag ist alles auf dem Wasser, was in irgendeiner Form Segel, Board oder Paddel besitzt. Segelboote, Surfer bzw. auch Kitesurfer, Kanu-/Kajakwanderer - trotz der Verkehrsdichte herrscht ein friedliches Miteinander.
Jeder kommt auf seine Kosten, freundlicher Plausch inklusive. Wohlgemerkt – das ist der Altrhein bei Speyer, nicht der Bodensee und schon gar nicht die Ostsee!
Selbst die Kanadagänse haben trotz des ganzen Trubels am Strand und auf dem Wasser ihre eigene „KiTa“ organisiert. Und zwar keine zehn Meter von unserem Mittags-Rastplatz entfernt.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt am Tag noch keinen einzigen Fisch gesehen, was vollkommen ohne Belang war. Denn da war es wieder, das Gefühl für den Moment, die innere Zufriedenheit gepaart mit der Erwartung, dass jederzeit etwas Aufregendes passieren kann - oder etwas Entspannendes. Wie zum Beispiel den Kanadagänsen zuzusehen, die sie sich vollkommen unaufgeregt um ihre Jungen kümmern, während man selbst - nicht minder stressfrei - Ravioli aus der Dose futtert. Kev ist immer der mobile Küchenmeister…
Beim Schleppen danach kam dann der ersehnte Biss. Mit etwa 25m Schnur draußen fuhr ich über eine Erhebung bewachsen mit Kraut. Den Blick auf dem Echolot, vollkommen erfreut über die „lehrbuchmäßige Struktur“, bin ich bereits darüber hinweggepaddelt…
…als mein Wobbler exakt jene Stelle erreicht…
Was für ein wunderbarer Biss! Die Rute verneigt sich im Rutenhalter, der erste Fisch mit meinem neuen Gefährt ist also ein Hecht. Kein Riese aber wahrlich gekämpft wie einer. Der anglerische Auftakt ist gelungen.
Am Ende des Angeltages hatte ich dann noch einen zweiten Hecht und einen Barsch auf dem Konto und ärgere mich insgeheim, warum ich so lange gebraucht habe, mir endlich ein Kajak zu gönnen. An den kommenden Angeltagen folgten noch weitere, gute Fische. Ich hatte einmal sogar richtig Stress, als ich mit zwei Schleppruten in einen Rapfenschwarm geriet.
(Vorher – Nachher. Als wollte der Wobbler sagen „Ich brauche mal Urlaub!“)
Der erste Schritt war also getan, 2014 folgten noch sehr viele schöne Angeltage – erfolgreiche und auch solche, die zwar keinen Fisch, aber enormen Spaß und Erfahrung gebracht haben. Ich durfte auf dem Wasser viele nette Leute kennen lernen: Segler, Surfer, andere Angler. Ich habe wieder gelernt die besonderen Momente zu genießen, den Augenblick festzuhalten und Kraft zu tanken für den Alltag.
2015 wird sicher noch besser. Boot? Wer braucht schon ein Boot!? Im Moment arbeite ich an meiner Technik und Kondition. 2016 möchte ich auf der Ostsee meinen ersten Leo vom Kajak aus fangen, Butt wäre auch klasse.
Meine Ostsee-Erfahrung beschränkt sich bisher auf einen Tag Hornhechtangeln von der Mole in Rostock – auch einer dieser einzigartigen Momente, an den ich mich immer noch mit Freude erinnere.
Kajakangeln macht irgendwie entspannt und glücklich!
Viele Grüße an alle!
Thorsten a.k.a. BeeJay
Hausgewässer
Rhein
(Pfalz) km 381,650 - km 383,960 rechtrheinisch, km 352,070 - km 438,326 linksrheinisch, inklusive Nebengewässer
(Baden-Württemberg) km 396 oberhalb Altlußheim - Landesgrenze Hessen (RNPG)
Neckar
Neckargemünd (km 38,5, Rainbachmündung) - Mündung Rhein Mannheim (RNPG)