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Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 16:34
von jwosch
Hi,

durch die vielen aktuellen Beiträge zum Thema Kentern möchte ich meine wenigen Erfahrungen zum Wiedereinstieg weitergeben. Ich mache dies bewusst in einem neuen Thema, um Bernds Schilderungen "pur" zu lassen.
Im Sommer bei angenehmen Temperaturen wollte ich - zusammen mit meinem paddelnden Schwager - das Einsteigen üben. Also Outback ins Wasser und los!
Als erstes wollte ich die Stabilität testen. Stehen im Boot war eher für mich als für das Boot eine Herausforderung. :daumen: Dann habe ich mich quer ins Boot gesetzt und die Füße im Wasser baumeln lassen und mich immer weiter nach außen gelehnt, bis ich dann doch ins Wasser gefallen bin. Dabei hat sich das Boot wieder aufgerichtet.
Einstieg... Ich habe es ausschließlich von der Seite versucht. Mit hochziehen klappte es nicht, entscheidend war es, den Körper flach ins Wasser zu legen und dann sich aufs Boot zu ziehen. "Elegant" oder "Athletisch" sah das definitiv nicht aus. :wink:
In einem zweiten Versuch wollte ich eine Schlinge als Trittleiter nutzen. Diese hatte ich seitlich am Griff montiert. Das Einfädeln des Fußes war umständlich, und dann merkte ich, dass sich bei Belastung das Boot stark kränkte. Zumindest auf diese Art und Weise funktionierte diese Trittleiter bei mir nicht.
Ralf hatte noch einen Floater dabei. Das ist eine Art aufblasbarer Schwimmflügel für das Paddel. Er kam damit gut zurecht. Die Frage blieb aber offen, ob man im Fall des Falles wirklich die Ruhe hat, dieses Teil auf das Paddel zu schieben, aufzupusten usw. ich werde es bald testen!
Ein EInsteigen von vorne oder von hinten habe ich nicht probiert.
Was habt ihr für Varianten getestet? Gibt es botsspezifische Unterschiede?

Gruß
Jürgen

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 18:38
von Trident
Mit meinem alten Ocean Kajak habe ich im Sommer den seitlichen Einstieg geübt und dies war problemlos. Jedoch war beim Ocean Kajak der Rand nicht hoch. Mit meinem Slayer habe ich es noch nie probiert. Aber das werde ich definitiv im Sommer nachholen.

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 20:09
von MAD 0 eins
Ich habe es ja vor einigen Jahren auch auf die harte Tour gelernt.
Gut gekleidet, mit Auftrieb am ganzen Körper kann man sich bestimmt seitlich auf das Outback ziehen. Als nasser Kartoffelsack wird das schon eng.
Ich würde ohne Panik vielleicht ein bis zwei seitliche Versuche machen und dann direkt über das Heck. Bei viel Aufregung direkt über das Heck wieder in das Boot.

Hier wer will und es noch nicht kennt noch mal der Blick auf ein Outback aus Wassersicht als Kartoffelsack.

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 20:25
von vatas-sohn
jwosch hat geschrieben:...Was habt ihr für Varianten getestet? ....
Ich habe für mich nur eine Variante als tauglich befunden: Als erstes vom Schock der unfreiwilligen Wasserung erholen, Gedanken sammeln, Kräfte sammeln und dann möglichst planvoll vorgehen.
Zunächst das Boot falls nötig umdrehen. Bei mir geht das, indem ich mit der rechten Hand unter das Boot die gegenüberliegende Seite greife (da ist ein Griff) und mit der anderen unter den mir zugewandten Rand. Dann mit einem kräftigen Ruck das Boot umdehen. Wenn Wellen da sind, kann man diese nutzen, damit der Kraftaufwand nicht so groß ist. Nachdem dies geschafft ist, das Boot mit dem Bug gegen die Wellen ausrichten. Wiedereinstige quer zur Welle gehen nämlich meistens schief. Wenn das überhaupt klappen kann dann so, daß die Wellen von hinten kommen. Schlagen einem die Wellen entgegen, ist ein erneutes Bad fast unvermeidbar.
Dann geht es an den Wiedereinstig. Ich halte mich zunächst am Bootsrand fest, sammle meine Kräfte und Gedanken. Derweil paddle ich mit den Beinen, damit ich eine möglichst horizontale Lage auf dem Wasser habe. Nun greife ich mit der linken Hand den Griff auf "meiner" Bootsseite und mit der rechten Hand (da habe ich mehr Kraft) den Griff auf der gegenüberliegenden Seite. Dann beginne ich mich HORIZONTAL auf das YAK zu ziehen. Zunächst mit einem Ruck um möglichst bei ersten Mal so weit wie möglich auf das Boot zu kommen. Dabei schiebt die linke Hand den mir zugewandten Bootsrand förmlich unter meinen Körper. Dann schlängel ich mich wie ein Aal und bin schnell mit meinem gesamten Oberkörper auf dem Boot. Der Rest ist dann einfach.
Wichtig ist, daß man die Kraft auf das Boot HORIZONTAL ausübt. Stützt man sich vertikal ab, kippt das Boot erneut um; mithin ist die Aktion zum Scheitern verurteilt! Dabei kann man sogar das Boot auf den Kopf bekommen, was ohne Zweifel sogar eine Ohnmacht auslösen kann- das kann dann tödlich enden!
jwosch hat geschrieben:...Gibt es botsspezifische Unterschiede?....
Ja, die gibt es. Das hängt jedoch von zu vielen Faktoren ab um die Unterschiede pauschal benennen zu können. Form des Unterwasserschiffes, Möglichkeiten zum Festhalten (Griffe), Breite, Gewicht, "Gerödel" an Bord, ...

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 21:10
von Bernd
Natürlich habe ich mich die letzten Tage intensiv damit auseinandergesetzt was die Lösung für einen schnellen Einstieg gewesen wäre. Der Einstieg von hinten ist ja ein ziemlicher Akt wie man eindrucksvoll im Video von Mario sehen kann. Und Du warst ja eine gefühlte Ewigkeit im Wasser, wahrscheinlich hat die Wassertemperatur das zugelassen. Trotzdem wenn gar nichts geht mit Sicherheit ein Lösungsansatz.
Bei kalten Wassertemperaturen sollte jeder Handgriff sitzen, da ist die Technik von Ron aber eindeutig Plan A für mich.

Im folgenden Video nochmal eindrucksvoll meine erfolglose Technik und die von Ron beschriebene nacheinander dargestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=8ZQw2N_aIY0

Mit all den Informationen hätte ich mir glaube ich viel ersparen können.

hätte, hätte, hätte war aber fast zu spät....., also denkt bitte dran : Wiedereinstieg üben !

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 22:11
von Jack
Ich verfolge diesen Thema sehr gespannt.
Mein Idee dazu : auf der kommenden KFO wird es mal von allen geübt. Man kann sich dann auch gleich austauschen was gut oder schlecht war und wo man etwas verbessern muss. :fish:

Gruß Basti.

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 9. Dez 2016, 22:23
von Ostseefisch
Mein Rat dazu, mit Verweis auf meinen Trööt Wiedereinstiegsübung und das Fazit.

Testet es bei schlechterem Wetter und nicht bei Ententeichwetter.

Und testet JETZT eure Kleidung aus, geht bis zum Hals ins Wasser und beobachtet wie schnell Ihr auskühlt und nicht mehr greifen könnt (bloße Hände).

Thomas

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 10. Dez 2016, 08:14
von vatas-sohn
Ostseefisch hat geschrieben:...Testet es bei schlechterem Wetter und nicht bei Ententeichwetter....

Aber bitte nicht alleine!!!
Sonst könnte aus einer Übung schnell Ernst werden!

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 10. Dez 2016, 08:28
von Weserfisch
Und die Dichtigkeit des Trockis sollte man auch regelmäßig überprüfen. Meiner hatte schon zweimal eine Undichtigkeit aufzuweisen. Einmal hatte der Reisverschluss eine Macke und beim zweiten mal hatte ich mich selbst gehakt. Der beste Trockenanzug bringt nichts wenn er Wasser reinlässt und der Wiedereinstieg dadurch erschwert wird....

Gruss Thorsten :cap:

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 10. Dez 2016, 10:08
von westo
Jack hat geschrieben:Ich verfolge diesen Thema sehr gespannt.
Mein Idee dazu : auf der kommenden KFO wird es mal von allen geübt. Man kann sich dann auch gleich austauschen was gut oder schlecht war und wo man etwas verbessern muss. :fish:

Gruß Basti.
:daumen: :daumen: :daumen:
Melde mich freiwillig, bräuchte aber ein kippeliges Kayak.
Wer stellt eins für den "next level" Wiedereinstieg zur Verfügung ?
Wer möchte kann mit meinem Badeboot die ersten Erfolgserlebnisse sammeln.

Grüße
Werner

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 10. Dez 2016, 11:09
von westo
vatas-sohn hat geschrieben:
jwosch hat geschrieben:...Was habt ihr für Varianten getestet? ....
Ich habe für mich nur eine Variante als tauglich befunden: Als erstes vom Schock der unfreiwilligen Wasserung erholen, Gedanken sammeln, Kräfte sammeln und dann möglichst planvoll vorgehen.
Zunächst das Boot falls nötig umdrehen. Bei mir geht das, indem ich mit der rechten Hand unter das Boot die gegenüberliegende Seite greife (da ist ein Griff) und mit der anderen unter den mir zugewandten Rand. Dann mit einem kräftigen Ruck das Boot umdehen. Wenn Wellen da sind, kann man diese nutzen, damit der Kraftaufwand nicht so groß ist. Nachdem dies geschafft ist, das Boot mit dem Bug gegen die Wellen ausrichten. Wiedereinstige quer zur Welle gehen nämlich meistens schief. Wenn das überhaupt klappen kann dann so, daß die Wellen von hinten kommen. Schlagen einem die Wellen entgegen, ist ein erneutes Bad fast unvermeidbar.
Dann geht es an den Wiedereinstig. Ich halte mich zunächst am Bootsrand fest, sammle meine Kräfte und Gedanken. Derweil paddle ich mit den Beinen, damit ich eine möglichst horizontale Lage auf dem Wasser habe. Nun greife ich mit der linken Hand den Griff auf "meiner" Bootsseite und mit der rechten Hand (da habe ich mehr Kraft) den Griff auf der gegenüberliegenden Seite. Dann beginne ich mich HORIZONTAL auf das YAK zu ziehen. Zunächst mit einem Ruck um möglichst bei ersten Mal so weit wie möglich auf das Boot zu kommen. Dabei schiebt die linke Hand den mir zugewandten Bootsrand förmlich unter meinen Körper. Dann schlängel ich mich wie ein Aal und bin schnell mit meinem gesamten Oberkörper auf dem Boot. Der Rest ist dann einfach.
Wichtig ist, daß man die Kraft auf das Boot HORIZONTAL ausübt. Stützt man sich vertikal ab, kippt das Boot erneut um; mithin ist die Aktion zum Scheitern verurteilt! Dabei kann man sogar das Boot auf den Kopf bekommen, was ohne Zweifel sogar eine Ohnmacht auslösen kann- das kann dann tödlich enden!
jwosch hat geschrieben:...Gibt es botsspezifische Unterschiede?....
Ja, die gibt es. Das hängt jedoch von zu vielen Faktoren ab um die Unterschiede pauschal benennen zu können. Form des Unterwasserschiffes, Möglichkeiten zum Festhalten (Griffe), Breite, Gewicht, "Gerödel" an Bord, ...


Hallo Ron,
schneide gerne den Text von Zitaten auf das Wesentliche zusammen.
Das hab ich bei deinem Beitrag auch getan. :zwink:

Hab noch einmal meine diversen Wiedereinstiege Revue passieren lassen.
"--sammle meine Kräfte und Gedanken--"
Von der Taucherei her hab ich mir angewöhnt vor dem Einstieg mit einem kurzen Lupfer ins Boot zu schauen.
Dann stelle ich mir vor wie ich wieder an Boord gehe, und Meeeeeeep, error, geht nicht, weil...
Einer der wichtigsten Schritte darf nicht ohne Betonung bleiben.
Sich selbst und das Boot klarieren.
Das klingt jetzt so analytisch ist aber eher Automatismus:
Wenn ich die Beine ins Boot schwinge, trete ich dann ins display ?
Kicke ich die GoPro von Boord ?
Bleib ich an den Sitzgurten hängen ? Meeeep, das währe der Fehler gewesen; die Antenne des Funkgerätes lugte noch aus der Weste.
So war es irgendwann mal beim Abkühlen dieses Jahr.
Wollte, unüblicher Weise, von Backbord einsteigen.
Aus Daffke hab ich's dennoch probiert und bin prompt hängen geblieben.
Im Notfall hätte ich das wohl mit Gewalt überwunden.
Denke mal Funke oder die Westentasche wären das Opfer gewesen, egal, Hauptsache wieder im Boot.
Erstmal im Kayak angekommen kann man durchatmen und zur Not um Hilfe Funken, ähh- mit einem, möglicherweise, verlorenem oder defektem Funkgerät könnte das schwierig werden.

Merke !
Irgendwas ist immer.
Kescher, Rute, irgenwas bammelt immer im Weg rum und sei es nur der Schwimmende Wobler neben Dir.
Die oft erwähnten Driftsäcke geben sicher auch eine formidable Todesfalle ab.
Upps, warum ist an der Tauchausrüstung ein kleines Gurtmesser, an meiner Kayakeste aber nicht ?

Merke, irgendwas ist immer.

Grüße vom Sofa
Werner

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 11. Dez 2016, 16:11
von MAD 0 eins
Bernd hat geschrieben:Der Einstieg von hinten ist ja ein ziemlicher Akt wie man eindrucksvoll im Video von Mario sehen kann. Und Du warst ja eine gefühlte Ewigkeit im Wasser, wahrscheinlich hat die Wassertemperatur das zugelassen. Trotzdem wenn gar nichts geht mit Sicherheit ein Lösungsansatz.
Ich hatte glücklicherweise noch 13°C im November. Mein Hauptproblem war, das meine Füße quasi durch die Hose gefesselt waren und ich viel Zeit und Kraft verschwendet habe beim Versuch sie entweder aus- oder hochzuziehen.
Unserer beiden Berichte zeigen, das man auch gehandicapt so noch in das Boot kommt.
Ich hatte mir das anhand studierter Youtube-Videos auch deutlich einfacher vorgestellt. Aber wenn man dann auf einmal, völlig undenkbar, da so mit Kinn an der Wasseroberfläche sein eigentlich kleines Boot hochguckt, ist man schnell mal ratlos.
Umgedreht habe ich es mehrfach sehr leicht, in dem ich einfach am Antrieb gezogen habe.

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 14. Dez 2016, 21:37
von asphaltsau1
Mario, das Video kannte ich noch gar nicht.
Man kann aber sehr gut darauf hören, wie kräftezehrend es ist.
Jack hat geschrieben:Mein Idee dazu : auf der kommenden KFO wird es mal von allen geübt.
Das hatten wir schon öfter auf dem Plan,
aber leider ist es nie dazu gekommen.
Übung ist wichtig!
Leider ist es auch schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 14. Dez 2016, 21:52
von slapped
asphaltsau1 hat geschrieben:Mario, das Video kannte ich noch gar nicht.
Man kann aber sehr gut darauf hören, wie kräftezehrend es ist.
Jack hat geschrieben:Mein Idee dazu : auf der kommenden KFO wird es mal von allen geübt.
Das hatten wir schon öfter auf dem Plan,
aber leider ist es nie dazu gekommen.
Übung ist wichtig!
Leider ist es auch schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden.
Ich wäre dafür das als festen Programmpunkt einzuplanen, wenn das Wetter denn mitspielt.

Re: Wiedereinstieg, aber wie?

Verfasst: 15. Dez 2016, 05:58
von Kveite
Und wer ruiniert freiwillig sein Equipment dafür?
Auf ein nacktes Kajak braucht ihr nicht klettern, das bringt nichts.
Apropos Dichtigkeit, nach nun fast 5 Jahren werde ich meinen Anzug wohl mal einschicken müssen. Im Urlaub bin ich damit aus Daffke ab und an von einem Felsen bei Flut ins Wasser gehupft. Ich meine es kam auch ein wenig Wasser über die Halsmanschette rein. Eventuell dichtet die aber auch nicht richtig ab, wenn man unrasiert damit Tauchübungen macht.
Messer am Mann ist für mich mittlerweile auch ein Muss...
Zum Thema umdrehen kann ich alle Jahre nur wieder sagen, wer damit Schwierigkeiten hat sollte sich irgendwo einen Tampen (wo er nicht stören kann)an die Bordwand hängen. Kieloben greift man das Seil und wirft es über das Kajak, bei der ganzen Aktion muss man auch nicht mit dem Kopf unter Wasser (Auskühlungsgefahr!). Liegt das Seil überm Kiel kann man das Boot ohne großen Kraftaufwand mit dem eigenen Körpergewicht drehen. Falls Ruten und Kescher festklemmen, behindern die einen auch nicht. Der Drehwiderstand ist aber ungleich größer als bei einem leeren Kajak.