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Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 14:41
von revierratte
Danke für den spannenden Bericht. Zum Glück ist nichts passeiert. Zu wissen was zu tun ist, aber es auch zu machen, sofern man im eisklaten Wasser landet sind zwei verschiedene paar Schuhe. Da werden viele in Hektik verfallen, obwohl man genau weiß es bringt nichts. Noch einaml wird dir das nicht passieren.

:sot-fish: :sot-fish: :sot-fish:

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 14:55
von Ostseefisch
revierratte hat geschrieben: Noch einmal wird dir das nicht passieren.
Leider kann das immer wieder so passieren, auch wenn es jemandem schon einmal passiert ist.

Deshalb ist die Ausrüstung die man hat, ja so wichtig um jemandem die Zeit zu verschaffen sich wieder ins Boot zu bewegen.

Stell dir vor was jemandem ohne die Ausrüstung die Bernd hatte passiert wäre.

Ich glaube nicht das derjenige hier noch hätte schreiben können

Thomas

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 14:57
von gobio
Hi.

Danke für den Bericht!! Gerade die kleinen Dinge haben, wie Du Sie schreibst, eine große Wirkung gehabt. Zum Wachrütteln ist so ein ehrlicher Bericht Gold Wert!!

Gruß
Mirco

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 15:12
von MarioSchreiber
Gut das du das hier schreibe kannst !!!

Mich (und ich hoffe viele andere) lässt das nachdenken !

Es ist sehr wichtig das man über solche Erlebnisse berichtet !!!
Keiner sollte sich "schämen" anderen zu erzählen was man falsch gemacht hat !

Damit dieser Bericht nicht so leicht in Vergessenheit gerät habe ich ihn als "wichtig" markiert und somit hier im Forum oben festgenagelt !
Vielleicht sollten wir das Forum noch mal nach den anderen Kenterberichten durchforsten und diese zusammenfassen !?
Als Warnung für die Anfänger, und als Weckruf für die alten Hasen !
Da wäre der Bericht von Jörg (Video), Mario (Mad01), die Situation vor Weißenhaus ...
Und nicht zu vergessen die zwei Mitglieder die seit bestehen des Forums schon ums Leben kamen !
Viele werden das wohl noch nicht gelesen/mitbekommen haben !

Wir sollten uns das regelmäßig noch mal vor Augen halten !

Danke Bernd !

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 15:23
von Malte
Danke Bernd!


@ Mario : wäre eine eigene Rubrik eine Idee ?

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 15:26
von Ostseefisch
Wir hatten das mit dem zusammenfassen glaub ich schonmal angedacht.

Da würde ich dann auch die anderen Sachen reinschieben , wie meinen Trööt zu den Wiedereinstiegsversuchen und die diversen YT Videos zur Wirkung von Unterkühlung.

Ich habe immer wieder das Gefühl die Auswirkungen der Temperatur werden von vielen unterschätzt.

Daher nochmals meine Empfehlung gerade bei den jetzigen Witterungsverhältnissen:

Geht zumindest einmal nach dem Angeln, mit eurer Schutzkleidung bis zum Hals ins Wasser, und beobachtet wie schnell ihr dabei auskühlt, gerade auch an den Händen und Füßen.

Thomas

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 15:30
von MarioSchreiber
Malte hat geschrieben:Danke Bernd!


@ Mario : wäre eine eigene Rubrik eine Idee ?
Eine ganze Rubrik bläst das Forum nur weiter auf ...
Ich habe ja die Möglichkeit solche Themen oben fest zu machen.
So wandern sie nicht mit der Zeit nach unten und werden nicht vergessen.
Von Zeit zu Zeit sollte man diese dann mal in Erinnerung rufen und gerade die Neulinge mal gezielt darauf hinweisen.
Besonders wenn mal wieder jemand "beratungsresistent" im Hinblick auf Sicherheitsausrüstung ist.
Wir hatte hier ja schon öfter welche die meinten "die zweihundert Meter zum Ufer schwimme ich auch ohne Rettungsweste" ...

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 15:56
von MAD 0 eins
Gut von dir zu hören.

Das ähnelt schon sehr meinem Bericht mit kurzem Videobeitrag(Dürfte so ziemlich drei Jahre her sein). Bei mir war es allerdings nicht ganz so kalt dafür war ich dann aber schlechter gekleidet.
Ich bin damals auch über das Heck in das Boot gekommen. Du hast diesen Hinweis nochmal bestätigt.
Man kommt halt in so einer Ausnahmesituation schneller drauf, wenn man schon mal davon gehört hat.
Ich weiß von mindestens zwei Mitgliedern denen dieser Hinweis im Nachhinein geholfen hat.
Deshalb ist dein Bericht auch gut und wichtig.
Bei meiner ersten Tour danach war ich locker die erste halbe Stunde Seekrank. Also schnell wieder rauf auf´s Pferd.

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 16:31
von Lokalrunde
Ich glaube der "Panik-Faktor" wird auch stark unterschätzt.
Ich hatte ja auch schon das Vergnügen bei ca 5grad kalten Wasser weit entfernt vom Ufer reinzufallen.
Wenn man merkt wie kalt das Wasser ist geht einem schon ganz schön die Pumpe.
In dem Moment weiß mann ganz genau, wenn ich hier nicht schnell rauskomme wars das....
Und wennn man dann nicht beim ersten Versuch ins Boot kommt...da ist es schnell vorbei mit überlegten Handeln.

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 16:37
von ZackDieBohne
Bernd, Dein Bericht hat mich echt betroffen gemacht. Ich frage mich wie ich die Situation gemeistert hätte, wahrscheinlich ähnlich schlecht befürchte ich. Das gibt einem echt zu denken...

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 16:46
von Goldlachs
Lieber Bernd,

wir kennen uns nicht persönlich, aber ich bin trotzdem sehr froh, dass du die Situation gemeistert und gesund überstanden hast!

Danke, dass du diesen Bericht - auch in dieser Ausführlichkeit und Detailtreue - geschrieben hast. :thx:

Wahrscheinlich bin ich auch eher der "Bruder Leichtfuß", der bei gutem Wetter schon mal ohne Weste rausfährt, weil er sie daheim vergessen hat. Der sich auf bewegtem Wasser wohl fühlt, nur weil er früher mal Wildwasser gefahren ist. Der meint, auch nen Kilometer wieder an Land schwimmen zu können, weil er früher Wettkampfschwimmer war. Der denkt, dass das auch in nassen Klamotten geht, weil er das schließlich als Rettungsschwimmer gelernt hat. Alles Quatsch, Riesen- Bullsh..!

Ich glaube, dein Bericht hat mir die Augen endgültig geöffnet und ich werde zukünftig alle Sicherheitmassnahmen beachten, die hier in diesem genialen Forum so alle veröffentlicht wurden.

Dafür danke ich dir persönlich vielmals und wünsche dir, dass du das "Pferd" bald und ohne mulmiges Gefühl wieder besteigen kannst!

Beste Grüße
Jens

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 17:10
von Sebarschtian
Hallo Bernd,

wir kennen uns auch nicht persönlich, aber durch unser Hobby fühlt man sich ja trotzdem verbunden. Dein Bericht ist mir echt unter die Haut gegangen und hat mich daran erinnert, unbedingt die Widereinstiegsübung zu machen. Die schiebe ich jetzt seit 2 Jahren vor mir her. Also vielen Dank für deinen Bericht!

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 17:13
von Tequila
Hallo Bernd, Hallo Mitangler,

vielen Dank für Deinen Bericht und schön, dass es Dir gut geht!
Auch ich trage häufig einen Rollkragen Pullover unter der Paddeljacke und hätte wohl mit dem gleichen Problem zu kämpfen, dass Wasser eindringen kann.
Ich denke jeder von uns macht sich seine Gedanken, wie er die notwendige Sicherheit erhält.

Dennoch habe auch ich in diesem Jahr ein denkwürdiges Erlebnis gehabt. Und zum Glück ging es gut aus.
Damit Ihr aus unserem Problem lernen könnt, erzähle ich Euch die Geschichte dazu:

Ich hatte den Sohn eines Freundes zum Angeln auf der Ostsee mitgenommen.
Er ist im Kajak meiner Frau gefahren. Nach ca 1 Stunde wurde es windiger und wir sind an den Strand gefahren um eine Pause zu machen.
Während ich etwas gegessen habe, hatte er seine Spaß beim Kajak-Wellensurfen nahe des Strandes.
Als der Wind wieder nachlies sind wir mit den Kajaks dann wieder zum Angeln rausgefahren. Wir waren so ca. 800 m draussen, da sagt er plötzlich was von "das Kajak läuft voll Wasser". Ich sagte nur: "die Dinger sind selbstlenzend da kann nichts reinlaufen". Doch kurze Zeit später lag er bereits im Wasser und hat mit einer Hand die Angel hochgehalten. Das ganze Kajak war durch die Gepäckluke voll wasser gelaufen. Der Restauftrieb reichte nicht aus und machte das Kajak zu kippelig, als dass an einen Wiedereinstieg zu denken war. Da auch mein Kajak keine 2 Mann trägt, schug ich Ihm vor erst mal Richtung Strand zu schwimmen. Ich habe schnell das vollgelaufene Kajak in Schlepp genommen und bin neben Ihm hergefahren. Wir haben gesprochen und ich habe seinen Zustand überwacht während er geschwommen ist. Ich habe Ihm angeboten mich beim ersten Anzeichen einer Unterkühlung oder Erschöpfung mit Ihm abzuwechseln, so dass er sich dann in meinem Kajak ausruhen könnte. Zum Glück war es nicht zu Kalt und er ein kräftiger, junger Mann und wir waren recht schnell am Ufer. Aber es hätte auch alles anders ausgehen können und ich war sehr über die Krisensituation überrascht und geschockt. Wir hatten Ersatzkleidung dabei und am Stand hat er sich erst mal umgezogen. Alles ging zum Glück gut!

Woran hat es gelegen?
Mein junger Freund hatte während des Angelns Hunger gehabt und sich über die Ladeluken was zu Essen rausgeholt.
Beim Zuschrauben, hat er nicht richtig aufgepasst und die Sicherungsleine eingeklemmt.
Die Luke war jetzt nicht mehr richtig wasserdicht. Während seiner Wellensurfaktion hatte er öfters Wellen übers Deck bekommen.
Schluck für Schluck lief Wasser ins Kajak-Innere.
Da er wenig Erfahrung hatte, hat er viel zu Spät bemerkt, dass das Kajak immer schwerer und kippliger wurde.
Als er dann gekentert ist, gab es nichts mehr was wir hätten tun konnten (mir fiel nichts ein, aber für Vorschläge bin ich offen!)
Unser Glück war:
- er nicht alleine unterwegs!!!
- das Wasser war nicht so kalt
- wir hätten uns beim Schwimmen abwechseln können.
- Ich hatte ein eingeschaltetes Handy dabei und hätte Hilfe rufen können.
Die undichte Ladeluke. Fotografiert direkt danach am Strand bei der Fehleranalyse.
Die undichte Ladeluke. Fotografiert direkt danach am Strand bei der Fehleranalyse.
Aber diese überraschende Notsituation hat mich darin bestärkt alleine nicht weiter als ca. 1 km aufs Meer rauszufahren.
Man kann sich einfach nicht vorstellen, was alles schief gehen kann.
Geholfen hätte möglicherweise eine Lenzpumpe, ein aufblasbarer Auftriebskörper, mehrere Schotten im Boot, ...
alles Dinge, die bei einem Seekajak zur Ausstattung gehören - nicht jedoch bei einem SOT!

Ich hoffe wie Bernd mit meinem Bericht Allen zu helfen (die das gelesen haben) weitere Gefahren bei sich zu erkennen um so eine Kriese vermeiden zu können.
Bitte schreibt weiter Eure persönlichen Notsituationen ins Forum. Mit jeder gelesenen Notsituation können wir wertvolle Erfahrungen sammeln!

viele Grüße
Tequila-Karsten

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 17:26
von A-tom-2
Hallo Bernd,

auch ich möchte mich für deinen Bericht bedanken. Es sind so viele wichtige Dinge angesprochen worden, über die man sich Gedanken machen sollte. Angefangen mit den "Komfort-Lösungen" bei der Kleiderwahl bis zu den Auswirkungen von Unterkühlung und Panik.
Es ist wohl so, das wir sehr viel Zeit in dieses schöne Hobby investieren - Kajak pimpen, Angelausrüstung recherchieren und kaufen, extra früh aufstehen, um möglichst lange auf dem Wasser zu sein, ... usw.
Aber wie viel Zeit (nicht Material) ist die eigene Sicherheit wert? Wie oft und wie lange wird der Wiedereinstieg geübt? Oder wenigstens nach dem Anlanden noch mal mit den Klamotten ins Wasser gegangen, mit denen man auch bei grenzwertigen Bedingungen raus fährt - nur um mal zu sehen, obs dicht ist und wie sich das im kalten Wasser anfühlt?
Ich möchte nicht besserwisserisch oder "...mit erhobenem Zeigefinger" rüberkommen, sondern nur zum Nachdenken anregen - auch wenn das nach dem Bericht sicher nicht notwendig ist. Mir ist das sehr nahe gegangen und bestätigt mich darin auch weiterhin nach jeder Ausfahrt das Boot in Ufernähe umzuwerfen.

Vielen Dank!
Niels

Re: Leichtsinnige Fehler - Kenterung - Lebensgefahr

Verfasst: 8. Dez 2016, 17:37
von Ostseefisch
A-tom-2 hat geschrieben: Oder wenigstens nach dem Anlanden noch mal mit den Klamotten ins Wasser gegangen, mit denen man auch bei grenzwertigen Bedingungen raus fährt - nur um mal zu sehen, obs dicht ist und wie sich das im kalten Wasser anfühlt?
Ich glaube jeder der das bei den jetzigen Temperaturen mal gemacht hat, wird sich erschreckt haben wie schnell einem kalt ist und die Hände nicht mehr richtig zupacken können.
Thomas