Hätte gar nicht gedacht, dass an diesem Beitrag so großes Interesse besteht…
Dennoch weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwer eine Rauchentwöhnung fällt und mit welchen Nebenwirkungen man rechnen muss. Plant man diese Vorhaben jedoch nicht gerade nach oder vor einigen Drinks am Silvesterabend, kann es klappen.
Vielleicht hilft es einigen von euch, wenn ich meine Erfahrungen schreibe:
Eigentlich rauchte ich seit meinem 15. Lebensjahr. Das erste Mal aufgehört habe ich dann mit 22, anlässlich der Geburt meines Sohnes. Damals habe ich aufgehört ohne mein Ernährungsverhalten zu ändern. Das rächte sich schnell, innerhalb eines Jahres hatte ich 10 kg mehr auf der Waage. Ich wog damals 110 kg bei einer Körpergröße von 1,92 m. Für meinen „Geschmack“ bzw. auch für mein Wohlgefühl 20 kg zu viel. Wer trägt schon gern in der linken und rechten Hand immer einen vollen Wassereimer?
Von 1997 bis Anfang 2015 rauchte ich durchgehend, also weitere 18 Jahre. Doch dies absolut leidenschaftlich. Niemals (oder wirklich nur ganz selten) Fertigzigaretten, denn deren parfümierten Beigeschmack hasste ich. Zusätzlich, und dies noch viel leidenschaftlicher begab ich mich langsam in den Pfeifengenuss (wenn ich gerade darüber schreibe, würde ich mir gern eine anzünden).
Jeder Nichtraucher, der diese Zeilen liest, denkt, dass ich nicht alle Latten am Zaun habe. Doch Genuss ist vielleicht das einzige, was uns heutzutage mittlerweile individuell bleibt…
Warum habe ich, nach all der geschilderten Leidenschaft, das Rauchen aufgegeben?
Irgendwann wachte ich in der Nacht auf und hatte Herzrasen. Dieses so extrem, dass ich befürchtete, einen Herzinfarkt erleiden zu müssen. Also das übliche Procedere: Notarzt, Krankenhaus, unzählige Untersuchungen, Herzkatheder, Lungenspiegelung, Blutuntersuchung…etc. Ergebnis: Alles okay!
Zwischenzeitlich gab ich jedoch meinem Rauchverhalten die Schuld (ca. 30 selbstgedrehte Zigaretten mit halbschwarzem Tabak und ein/zwei Pfeifchen täglich) und hörte schlagartig auf.
Nach all den positiven Untersuchungen dachte ich dann: Wenn all die Jahre kein wirklicher Schaden entstanden ist, bleibe ich dabei. Mittlerweile bin (werde) ich 47 und habe mir vorgenommen, mit Beginn des Rentenalters wieder Pfeife zu rauchen. Und sofern ich dieses Alter erreiche werde, wird dies meine erste Amtshandlung sein.
Ich möchte mal gern vorerst über meine positiven Erfahrungen berichten:
1. Ich stinke nicht mehr. Meine Zahnärztin freut sich über meinen ausbleibenden Zahnstein. Meine Autos riechen wie Neuwagen, obwohl diese 1987 und 1990 gebaut wurden. Unser Haus riecht endlich nach den Blumen, die in den Vasen stehen.
2. Mein Kater verzieht nicht mehr die Barthaare, wenn ich ihn anspreche.
3. Ich huste nicht mehr, kann Treppen viel besser steigen, fühle mich insgesamt vitaler.
4. Meine Lebensgefährtin hat auch das Rauchen aufgegeben.
Die Nachteile:
1. Ich hasse kalten Rauch. Wenn jemand vor mir eine Zigarette raucht, empfinde ich den Geruch als angenehm. Steht jedoch im Supermarkt jemand vor mir, der gerade geraucht hat, erscheint mir der Gestank unerträglich. (Wie habe ich die ganze Zeit gerochen, wie wurde ich wahrgenommen?)
2. Ich kann Geschmäcker wieder wahrnehmen, esse viel mehr, leider jedoch nicht bewusster. Auch wenn ich mir Mühe gegeben habe/gebe, habe ich in den letzten drei Monaten drei kg zugenommen.
3. Ernährungsumstellung bedeutet für mich Genussentzug. Alles, was gesund ist und empfohlen wird, mag ich nicht. Obst und frische Luft gehören unbedingt dazu.
„E-Zigaretten sind auch nicht gesünder, es gibt über deren Schädlichkeit noch keine Langzeitstudien.“
Gesünder als was? Wer Zigaretten raucht, kann zwischen verschiedenen Marken und Nikotininhalten wählen. Es ist jedoch nicht, wie allgemein immer wieder angenommen, das Nikotin für die ganzen Erkrankungen verantwortlich. Weitaus schlimmer sind die „Nebenstoffe“ die man durch das Rauchen inhaliert. Der sogenannte „Teerschatten“ in der Lunge wird nicht vom Nikotin gebildet, sondern von sämtlichen Nebenstoffen.
E-Zigaretten gibt es mittlerweile seit ca. 11 Jahren. Es existieren genug Studien, die eindeutig das „Gesündersein“ belegen.
Nach dem ICD 10, also unserem „biblischen“ Krankheitsverzeichnis gibt es auch keine Nikotinsucht, sondern eine Tabaksucht. Tabak hat jedoch ganz andere Nebeneigenschaften als das Liquid, was man verdampft.
„Ich habe noch keinen vernünftigen Tabakgeschmack gefunden.“
Wirst du auch nicht. Genau wie Zigaretten auch unterliegen die Liquids des persönlichen Geschmacks. Es bedarf schon einiger Zeit, sich dem neuen „Rauchverhalten“ anzupassen. Den üblichen Geschmack des Tabakrauches musst du vergessen. Doch dafür stinken weder Mund, Klamotten, Wohnung oder Auto.
Mein Fazit:
Die E-Zigarette bietet eine gute Überbrückung zur Raucherentwöhnung. Perspektivisch möchte ich auch diese ganz aus meinem Leben verbannen. Dazu setze ich das Liquid in seiner Nikotinhaltigkeit langsam zurück. Mal sehen, wie das so klappt…