Ich möchte hier ein paar Gedanken anregen und Infos austauschen zu dieser für fast Alle doch recht neuen Köderart. Ich bemühe mich um eine möglichst allgemeine Ausdrucksweise und den Verzicht auf eigene Produkte, jegliche Fragen zu Verkauf, Sonderanfertigungen usw. bitte per PIn.

Zunächst mal eine Bauanleitung für einen einfachen UL-Maraboujig den Ihr bei jedem geübten Fliegenbinder in Auftrag geben könnt. Wenn der einen Tönnchenwirbel gr. 8-12 zwischen Perle und Hakenör mit auffädelt und fixiert könnt ihr daran ein Spinnerblatt gr.00 (gibts bei E-Bay) befestigen und habt einen super UL-Köder, vergleichbar dem mit dem ich meine erste Jig-Forelle gefangen habe. Zusätzliches Gewicht kann man durch eine größere Wolframperle und Bleiwicklungen erhalten, bis ca. 1,8gr sind am Bindestock mit Fli-Fi "Bordmitteln" realisierbar. Für größere Köder muss man Bleiköpfe verwenden, diese kann man z.B. mit dem Hammer anplätten und mit (Finger-)Nagelkleber günstige 3-D Augen draufkleben, das sieht gar nicht schlecht aus. Man kann auch große Bleischrote mit einer Zange auf den Jighaken quetschen. Oder einen langen Streamer- oder Butthaken erhitzen und mit einer Zange zu einem Jighaken biegen, das muss nicht bei 90° enden, es gibt auch 60° Jighaken.
Zur Taktik:
- Hunter/Killer Technik
wenn ich wirklich viele Dorsche fangen will, und zwar nur Dorsche, keine Mefos und wirklich viele, gehe ich folgendermaßen vor:
Ich fische nur eine Schlepprute mit dem Wobbler meines Vertrauens (Hunter) und führe eine Jigrute wurfbereit mit (Killer). Ohne sie zu fischen, das erfordert Disziplin... Wenn ich mit dem Wobbler Kontakt herstelle und z.B. durch Echolotanzeige das Gefühl habe das noch mehr Fische am Platz sind, stelle ich die Schlepprute weg und greife zur Jigrute.
Hintergrund:
Während der grosse, laute Wobbler sich gut eignet um aktive Fische zu finden, ist es doch oft so dass nur die aggressivsten und gierigsten Individuen aus einem Schwarm darauf hereinfallen, nach 2-3 Überläufen ist meist Ruhe. Der Jig hingegen mit seinem dezenten, weichen Köderspiel fängt auch die übrigen, vorsichtigeren Exemplare. Das sind nicht immer die Kleinsten.
Meine begrenzte Erfahrung mit Barschen - 2 erfolgreiche Touren - lässt vermuten dass das auf andere gesellige Raubfische übertragbar ist.
-nicht zuviel Neues auf einmal!
Bitte stellt erst einmal sicher dass überhaupt aktive Fische am Platz sind, z.B. durch die Benutzung eures bewährten Lieblingsköders. Wenn es darauf Fehlbisse oder Nachläufer gibt, das ist der Moment wo man Erfahrungen mit neuen Haarjig Mustern und deren Führungweise sammeln kann.
- leichtes Gerät
Zum einen bietet der Haarjig wesentlich weniger Wasserwiderstand als ein Gummifisch. Daher braucht man weniger Blei für dieselbe Tiefe bzw. Ködergeschwindigkeit. Zum anderen wiegt der Körper fast nichts, d. h. das Gewicht des Plastiks fällt auch weg. Außerdem fängt er nicht nur am Grund, sondern imitiert auch einen im Freiwasser auf Nahrungssuche befindlichen Kleinfisch sehr gut, dh. man muss gar nicht ungbedingt so tief und kontrolliert fischen. Das Material bietet auch dem Raubfischgebiss weniger Halt und der Haken kann dadurch ungehindert fassen. Von einem Anhieb möchte ich nicht sprechen, ich kurbel den Haken eher rein wie ein Strip-Strike beim Fliegenfischen.
Aufgrund all dessen bietet sich ein wesentlich leichteres Fischen an.
- Tote Rute
Der Haarjig eignet sich wie kaum ein anderer Köder für das vertikalfischen. Tote Rute ist ja nichts anderes als "unbemanntes" Vertikalangeln. Wenn die Haare und ggf. das Leder erstmal richtig vollgesogen sind ist es fast unmöglich den Köder so still zu halten das sich nicht irgendetwas aufreizend bewegt. Er fängt auch weit über Grund im Freiwasser, einfach die Wassertiefe grob schätzen, 4/5 oder so davon auswerfen, Rute (sicher!)abstellen und gucken was passiert bzw. sich um die aktive Rute kümmern.
-Trennung Aufmerksamkeitsphase / Bissreiz
Das ist ganz wichtig! Der Jig wird mehr oder weniger schnell gleichmäßig in Grundnähe geführt, oder auf Höhe der Unterkante von Futterfischanzeige. Kleinste Unregelmässigkeinten beim Kurbeln oder in der Rutenhand erzeugen meist schon genug Bewegung. Das erzeugt zunächst die Aufmerksamkeit der Raubfische. Um dann den Biss auszulösen, gibt es 2 Möglichkeiten:
-leichtes Anlupfen oder Durchsacken - wie ein Fischchen das einen Nahrungsbrocken sieht und dadurch abgelenkt ist. Kann man regelmäßig auf Verdacht mache, gut für Dorsch.

-zu Boden in Deckung stürzen lassen - die natürliche Reaktion fast aller grundnah stehender Futterfische auf eine Bedrohung. Zwingend bei Nachläufern oder Anfassern. Das erfordert Überwindung und gute Nerven wenn man es z.B. mit einer starken Forelle und einer hängerträchtigen Kanalböschung zu tun hat...
Dabei ist es völlig ok und sinnvoll die Schnur völlig erschlaffen zu lassen. Die Fische behalten den Köder eine ganze weile im Maul. Falls sie es doch einmal zulassen dass er den Grund erreicht (selten!) sammeln sie ihn oft auf. Beim Oberflächen nahen Schleppen aus der Hand, z.b. im Hobie, gilt das selbe Prinzip, nur dass man das Durchsacken lassen regelmäßig machen kann da der Grund ja weit weg ist.
- Walk the dog
so wie hier gezeigt (am besten ohne Ton gucken

Knoten
Zumindest kleine Jigs sollten möglichst an so einem vereinfachten Rapalaknoten angeboten wereden
No Go:
1. Pilken, ausser mit UL Jigs auf kleine Barsche. Das Absinken bringt Bisse, nicht das anreißen. Ich lass mich da aber noch gerne belehren, es gibt da so ein Savage-gear Sandaalviedeo wo die Jigs sehr aggressiv geführt werden das ich leider nicht wiederfinde.
2. Nicht abspülen nach Salzwassereinsatz. Haare und Leder nehmen viel Salzwasser auf, wenn Ihr das einfach so zurück in Eure Köderbox tut könnt Ihr den resultierenden Schweinkram eine Woche später wegschmeissen.
So, und nun geh ich erstmal wieder ein paar bauen, ich will ja nicht alleine damit fischen. Was mir ganz wichtig ist: ich habe diese Gedanken und Erfahrungen z.T. erst vor wenigen Tagen und Wochen gemacht und bin in diesem Thema Vielen vielleicht ein wenig voraus aber alles andere als ein Experte! Bitte teilt Eure Gedanken und Erfahrungen, gute wie schlechte, und lasst uns gemeinsam eine schöne, neue, leichte Fischerei entwickeln!
Viel Spass am Wasser

Frank