hallo liebe kayakfreunde,
ich lese immer fleißig im forum und habe hier schon wertvolle tips bekommen (besonders von jörg), danke dafür!
ich möchte nun kurz meine gesammelten erfahrungen zum thema kentern (mit dem outback) weitergeben.
1. immer den anker gegen runterfallen sichern (z.b. gummi), so das er sich beim kentern nicht zum grund bewegen kann!
2. trockenanzug bis zum letzten zentimeter schliessen.
3.die schwimmweste nicht unter der windjacke tragen, da man sonst nur sehr schwer an die rettungsöse (schwimmweste) kommt wo zumindest ich die sicherungsleine immer einhänge.
4. köder nach gebrauch wegsortieren, da die haken durchaus der sicherheitsausrüstung erheblichen schaden zu fügen können.
5. DAS ALLERWICHTIGSTE -bei unterkühlung die richtigen regeln anwenden und zumindest erstmal nicht stehend heiß duschen- weil lebensgefährlich !!!
hier der längere bericht mit den details
vor knapp 4 wochen war ich mit meinem freund (der ebenfalls ein outback besitzt) auf der ostsee, in der hoffnung auf ostseesilber.
das wetter war gut und trotz der versuchung auf sicherheitsleinen etc. eventuell zu verzichten waren wir vernünftig genug alle sicherheitsvorkehrungen einzuhalten.
trockenanzug,sicherheitsleine,schwimmweste alles war vorhanden und angelegt.
nach zwei/drei stunden änderte sich das wetter. wind und dünung nahmen schleichend zu.
das ganze schien aber kontrolliert und machte eher spaß als das es beängstigend wirkte.
mit einem schlag änderte sich das szenario.
wenn meine erinnerung richtig ist wollte ich an meine rute die in der h-bar (zusatzbügel) steckte. somit habe ich scheinbar meinen schwerpunkt zu hoch verlagert, so das eine überraschende welle mich dazu bewegte mein gleichgewicht zu verlieren.
ich glaube das ich mich reflexmässig an der h-bar festgehalten habe und die kenterung auch noch unterstützt habe.
die kenterung verlief ohne panik, vielleicht weil ich wußte das ich in begleitung auf dem wasser war.
aber einige dinge habe ich schmerzhaft dazu gelernt die ich hier erwähnen möchte, damit ihr für euch eventuell schlüsse daraus ziehen könnt.
insgesamt dauerte das ungewollte "anbaden" so um die 6-8 min.
das größte problem waren neben den wellen und die kalte ostsee (6 grad), das sich mein anker gelöst hat und am grund festhing.
der anker war zwar mit dem boot verbunden, aber gegen runterfallen bei einer drehung nicht gesichert!!!
beim versuchen den anker zu lösen (durch ziehen) hat ich immer wieder etwas wasser geschluckt und wurde desöfteren vom boot auf der schulter getroffen.
die unglückliche kombination von welle und verankerten boot kann einen echt böse erwischen.
zusätzlich hatte ich das problem das ich mit trockenanzug und schwimmweste gestartet bin und zwischenzeitlich über der schwimmweste meine windjacke angezogen habe. als sich unter windjacke die automatikschwimmweste öffnete fühlte ich mich wie ein bewegungsunfähiges "michelinmännchen". ich konnte nicht mal meine sicherungsleine lösen um etwas besser auf das boot zukommen.
auf das boot habe ich es nicht geschafft (zu starke wellen) konnte mich aber wenigstens vom boot trennen um mich überhaupt "vernünftig" bewegen zu können.
zum glück waren wir mittlerweile sehr dicht unter land. allerdings an einer felsenküste, die es nicht zuließ das boot rauszunehmen. mein freund hatte nach etlichen versuchen mein boot bzw. die leine zugreifen bekommen und konnte das boot wieder nach draussen ziehen, ohne das es ihn in den wellen erwischt hat.
was in dieser notsituation extrem hilfreich war, das sein hobie schon den neuen 180° antrieb hatte. eine kurve kurz vor einer welligen steilküste zu drehen wäre vielleicht fatal gewesen. der wendekreis ist dafür zu groß. er konnte erstaunlich gut und gezielt manövrieren.
als ich an land war mußte ich nur noch paar hundert meter zu einer geeigneten stelle laufen an der mich mein kumpel erwartete.
alle klamotten waren leider total nass. meinen trockenanzug hatte ich aus bequemlichkeit am hals nicht ganz bis nach oben zu gemacht. zusätzlich hatte sich ein köder mit seinen zwei drilligen im trockenanzug verfangen und unter den hektischen bewegungen den anzug beschädigt.ich halte eigentlich immer bewußt ordnung an bord und hänge köder die ich wechsel immer kurzzeitig in einen schwamm den ich an der h-bar habe. das geht super... aber den hatte ich wohl noch im schwamm vergessen und dann im anzug hängen ;(
leider bzw. zum glück (erklärung folgt) hatten wir noch eine ca.30-40 rückfahrt im kayak vor uns.
als ich zu hause ankam verschwand ich sofort unter der dusche.
unter der dusche spürte ich das heisse wasser so gut wie gar nicht. ich konnte nur spüren das es an den oberschenkeln anders piekste als an den armen.nur als ich das wasser in den mund nahm spürte ich das es heiss war.
ich war scheinbar sehr unterkühlt ...
ich hoffe das die meisten von euch hier schon aufschreien "was für ein idiot..."
für alle die es nicht tun ist dieser beitrag
))
das heisse duschen nach starker unterkühlung ist ein lebensbedrohliches unterfangen und kann ( besonders im stehen ) zum sofortigen tod führen!!!
details entnehmt bitte verschiedenen beiträgen wie man sich nach einer unterkühlung verhält.
für mich war es wahrscheinlich glück das ich nach der wässerung noch 30 min zurück strampeln musste und somit kreislaufmässig schon etwas stabiler war.
rückblickend habe ich aus meiner sicht nicht viel falsch gemacht und trotzdem eine menge unter diesen bedingungen dazugelernt!
um euch den zahn zu ziehen das ich ein unbewegliches wrack bin und damit fahrlässig ins kayak steige
,
hier meine eckdaten. ich bin 49 jahre und bin seitdem 16ten lebensjahr immer am oder auf dem wasser. zusätzlich kann ich auch noch surfen und spiele nebenbei noch etwas eishockey.
ich habe mir hier auch schon vorher die video´s vom kentern (von jörg) mit interesse angeschaut und dabei gedacht, das mir das nie passieren könnte ... pustekuchen! ein augenblick unkonzentriert und schwups war ich drin.
ich hoffe das ich mit diesem beitrag etwas dazu beitragen konnte, das der ein oder andere zukünftig vielleicht etwas demütiger aufs wasser geht und diese erfahrungen nicht sammeln muss ... das habe ich bereits für euch getan
verloren habe ich nur zwei kleine boxen, alles andere war zum glück gesichert!
es grüßt euch - euer berliner ostsee-korrespondent, oliver