Sturz ins Wasser (Trockenanzug)
Nov 2011
16
22:07
Ich muss mal so ein paar Gedanken zum Thema Sturz ins Wasser los werden. Ich hab hier jetzt schon ein paar mal gelesen, dass man nicht so weit vom Ufer entfernt sei und das man ggf. durchaus dahin schwimmen kann. Das mag ja im Sommer bei Wassertemperaturen um die 20 Grad ganz richtig sein.
Aber bei niedrigeren Wassertemperaturen ist das eine nicht ungefährliche Überlegung.
Stürzt man unvermittelt in kaltes Wasser, dann kann es das schon gewesen sein: reflektorischer extrem langsamer Herzschlag bis hin zum Stillstand. Zwar springt unsere Pumpe nach einer solchen "vasovagalen Synkope" ganz gerne von alleine wieder an, aber das verschluckte Wasser kann inzwischen dazu geführt haben, dass der Kehlkopf dicht gemacht hat und der Sauerstoff das Blut nicht mehr erreicht: Rendevouz mit Petrus! Vor einem solchen Geschehen schützt unter Umständen nicht mal ein Trockenanzug.
Aber der Trockenanzug oder andere entsprechend dichte Kleidung schützt gut vor einer weiteren Gefahr: dem Verlust von Körpertemperatur/Unterkühlung.
Sinkt die Körperkerntemperatur, wenn man so will um Herz Lunge und Leber, dann besteht in Bereichen unter 33 Grad ernste Lebensgefahr, die Herzmuskelzellen geraten aus dem Gleichschritt, zucken wild durcheinander und es wird kein Blut mehr zum Gehirn gepumpt: Blackout
Die meiste Wärme geht durch den direkten Kontakt des Wasser oder der durchnässten Kleidung mit dem Körper verloren: Beine, Arme und Haut werden kalt, kaltes Blut wird zum Körperkern gepumpt und senkt dort die Temperatur. Hektische Schwimmbewegungen und frustrane Wiedereinstiegsversuche beschleunigen den Wärmeverlust! Also Ruhe bewahren und planvoll und energiesparend handeln. Hält einen ein Trockenanzug tatsächlich trocken und der Kopf bleibt aus dem Wasser, dann kann man deutlich länger im kalten Wasser aushalten.
Es gibt aber ausser der Unterkühlung ein weiteres Problem, nämlich die nachlassende Fähigkeit, die Muskeln zu koordinieren und vernünftig zu bewegen. Arme und Beine kühlen recht schnell aus und die Schwimmunfähigkeit kann bereits nach wenigen Minuten eintreten. Zahlreiche Fälle sind beschrieben, bei denen Verunglückte wenige Meter vor dem Rettungsboot einfach untergegangen sind. Auch hier hilft es, trocken zu sein.
Ich bin im Mai bei meiner ersten Kayaktour in den Biggesee gefallen und hab ungefähr zehn Minuten im etwa 15 Grad warmen/kalten Wasser gelegen, bis mich die Kumpel ans Ufer gebracht hatten. Das hat gereicht, um schon erste Symptome des Wärmeverlustes deutlich zu spüren. Daher steht die Anschaffung eines Trockenanzuges für die kältere Jahreszeit insbesondere nach dem eindrucksvollen Test von Dirk auf meiner to-do-Liste.
Aber bei niedrigeren Wassertemperaturen ist das eine nicht ungefährliche Überlegung.
Stürzt man unvermittelt in kaltes Wasser, dann kann es das schon gewesen sein: reflektorischer extrem langsamer Herzschlag bis hin zum Stillstand. Zwar springt unsere Pumpe nach einer solchen "vasovagalen Synkope" ganz gerne von alleine wieder an, aber das verschluckte Wasser kann inzwischen dazu geführt haben, dass der Kehlkopf dicht gemacht hat und der Sauerstoff das Blut nicht mehr erreicht: Rendevouz mit Petrus! Vor einem solchen Geschehen schützt unter Umständen nicht mal ein Trockenanzug.
Aber der Trockenanzug oder andere entsprechend dichte Kleidung schützt gut vor einer weiteren Gefahr: dem Verlust von Körpertemperatur/Unterkühlung.
Sinkt die Körperkerntemperatur, wenn man so will um Herz Lunge und Leber, dann besteht in Bereichen unter 33 Grad ernste Lebensgefahr, die Herzmuskelzellen geraten aus dem Gleichschritt, zucken wild durcheinander und es wird kein Blut mehr zum Gehirn gepumpt: Blackout
Die meiste Wärme geht durch den direkten Kontakt des Wasser oder der durchnässten Kleidung mit dem Körper verloren: Beine, Arme und Haut werden kalt, kaltes Blut wird zum Körperkern gepumpt und senkt dort die Temperatur. Hektische Schwimmbewegungen und frustrane Wiedereinstiegsversuche beschleunigen den Wärmeverlust! Also Ruhe bewahren und planvoll und energiesparend handeln. Hält einen ein Trockenanzug tatsächlich trocken und der Kopf bleibt aus dem Wasser, dann kann man deutlich länger im kalten Wasser aushalten.
Es gibt aber ausser der Unterkühlung ein weiteres Problem, nämlich die nachlassende Fähigkeit, die Muskeln zu koordinieren und vernünftig zu bewegen. Arme und Beine kühlen recht schnell aus und die Schwimmunfähigkeit kann bereits nach wenigen Minuten eintreten. Zahlreiche Fälle sind beschrieben, bei denen Verunglückte wenige Meter vor dem Rettungsboot einfach untergegangen sind. Auch hier hilft es, trocken zu sein.
Ich bin im Mai bei meiner ersten Kayaktour in den Biggesee gefallen und hab ungefähr zehn Minuten im etwa 15 Grad warmen/kalten Wasser gelegen, bis mich die Kumpel ans Ufer gebracht hatten. Das hat gereicht, um schon erste Symptome des Wärmeverlustes deutlich zu spüren. Daher steht die Anschaffung eines Trockenanzuges für die kältere Jahreszeit insbesondere nach dem eindrucksvollen Test von Dirk auf meiner to-do-Liste.
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Nov 2011
17
07:36
Ich denke auch, dass der erste Schock mit Trockenanzug deutlich reduziert werden kann da nicht schlagartig große Hautflächen abgekühlt werden.
Bei meinen Badeversuchen trat jedenfalls keine Schnappatmung auf, ich bin aber auch mit dem Kopf nicht untergetaucht, dazu wars mir dann doch zu kalt
Hast Du inzwischen den Wiedereinstieg mal ausgetestet? Im Mariner hab ich das noch nie gemacht, aber beim normalen SOT dauert das weniger als 30 Sekunden, das hilft ungemein wenn man schnell wieder aus dem Wasser raus ist.
Das Mariner ist ja recht hoch, würd mich mal interessieren wie man da so wieder reinkommt
Gruß
Dirk
Bei meinen Badeversuchen trat jedenfalls keine Schnappatmung auf, ich bin aber auch mit dem Kopf nicht untergetaucht, dazu wars mir dann doch zu kalt
Hast Du inzwischen den Wiedereinstieg mal ausgetestet? Im Mariner hab ich das noch nie gemacht, aber beim normalen SOT dauert das weniger als 30 Sekunden, das hilft ungemein wenn man schnell wieder aus dem Wasser raus ist.
Das Mariner ist ja recht hoch, würd mich mal interessieren wie man da so wieder reinkommt
Gruß
Dirk
- liwu72
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Jan 2012
18
11:24
Hab mir auch nach langer Suche auch endlich einen Trockenanzug zugelegt.
Erster Kurztest fand letztes Wochenende auf Rügen statt.
Da ich auch ein Mariner fahre, würde ich versuchen übers Heck wieder einzusteigen. Das ist im Vergleich zum restlichen Bootsrumpf relativ flach.
Das werde ich demnächst mal probieren und auch üben. Denke sowas sollte man mal geübt haben.
- dauerschneider
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Jan 2012
18
11:55
ich vermute mal dass es sehr sehr schwer sein dürfte, den kopf nicht unter wasser zu bekommen wenn man kentert. Beim üben wird man wohl mit den füßen voran ins wasser gleiten, beim kentern dürfte erst der oberkörper außenbords gehen und somit der kopf schon unter wasser sein, wenn die füße das boot verlassen. Das probateste Mittel kardiovasküläre phänomene zu vermeiden dürfte also bei niedrigen wassertemperaturen , außer geeigneter kleidung, das auslassen von kayaktouren bei zu kniffligen wetter/wind/seegangs-bedingungen sein.
ehemals Wilderness Systems Tarpon 100
Erster offiziell Abgemahnter ( Zahl der Abmahnung 3 )
Team - In der Namensfindung
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Team - In der Namensfindung
Jan 2012
18
12:11
liwu schrieb:
"Das werde ich demnächst mal probieren und auch üben. Denke sowas sollte man mal geübt haben."
Ich stehe nicht Allein mit der Meinung wenn ich sage, Das VOR befahren der Meere, ein Üben des Kentern und Wiedereinsteigen ins Kayak ist dringend Pflicht!! DAS MUSS SITZEN !! mit oder ohne Hilfe!
Es wurden schon etliche unterkühlte und erschöpfte BellyBoot-Angler aus dem Wasser gezogen, lasst nicht auch Kayaken hinzukommen!
Nur einen Trockenanzug und Weste zu tragen reicht nicht aus, die Techniken müssen auch geübt werden, auch wenn es grad bitter kalt ist,
oder grade genau Weil es grad noch so kalt ist. Aber 16° "warme" Ostsee ist auch auf Dauer gefährlich.
Was nützt mir das ganze High-Tech-Kram wenn die Grundtechniken nicht sitzen???
Gruß Uwe
"Das werde ich demnächst mal probieren und auch üben. Denke sowas sollte man mal geübt haben."
Ich stehe nicht Allein mit der Meinung wenn ich sage, Das VOR befahren der Meere, ein Üben des Kentern und Wiedereinsteigen ins Kayak ist dringend Pflicht!! DAS MUSS SITZEN !! mit oder ohne Hilfe!
Es wurden schon etliche unterkühlte und erschöpfte BellyBoot-Angler aus dem Wasser gezogen, lasst nicht auch Kayaken hinzukommen!
Nur einen Trockenanzug und Weste zu tragen reicht nicht aus, die Techniken müssen auch geübt werden, auch wenn es grad bitter kalt ist,
oder grade genau Weil es grad noch so kalt ist. Aber 16° "warme" Ostsee ist auch auf Dauer gefährlich.
Was nützt mir das ganze High-Tech-Kram wenn die Grundtechniken nicht sitzen???
Gruß Uwe
- liwu72
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Jan 2012
18
12:36
dauerschneider hat geschrieben:ich vermute mal dass es sehr sehr schwer sein dürfte, den kopf nicht unter wasser zu bekommen wenn man kentert. Beim üben wird man wohl mit den füßen voran ins wasser gleiten, beim kentern dürfte erst der oberkörper außenbords gehen und somit der kopf schon unter wasser sein, wenn die füße das boot verlassen. Das probateste Mittel kardiovasküläre phänomene zu vermeiden dürfte also bei niedrigen wassertemperaturen , außer geeigneter kleidung, das auslassen von kayaktouren bei zu kniffligen wetter/wind/seegangs-bedingungen sein.
Da gebe ich euch Beiden uneingeschänkt Recht.paddelfisch hat geschrieben:Ich stehe nicht Allein mit der Meinung wenn ich sage, Das VOR befahren der Meere, ein Üben des Kentern und Wiedereinsteigen ins Kayak ist dringend Pflicht!! DAS MUSS SITZEN !! mit oder ohne Hilfe!
Es wurden schon etliche unterkühlte und erschöpfte BellyBoot-Angler aus dem Wasser gezogen, lasst nicht auch Kayaken hinzukommen!
Nur einen Trockenanzug und Weste zu tragen reicht nicht aus, die Techniken müssen auch geübt werden, auch wenn es grad bitter kalt ist,
oder grade genau Weil es grad noch so kalt ist. Aber 16° "warme" Ostsee ist auch auf Dauer gefährlich.
Was nützt mir das ganze High-Tech-Kram wenn die Grundtechniken nicht sitzen???
- liwu72
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Jan 2012
18
18:50
ok dann will ich euch mal die Kurzversion geben... ansonsten wird wohl aller Voraussicht nach was ausführlicheres im ESOX dazu stehen:
Der Anzug ist von Dry Fashion (http://www.dryfashion.de/" class="postlink) - Werksverkauf
Ausstattung: Armmanschetten aus Latex, Halsmanschette aus Neopren, Füßlinge selbes Material wie der Anzug, Kapuze und Pinkler - alles selbst so zusammen gestellt. Anzug selbst ist aus atmungsaktivem (von Dry Fashion selbst bezeichnetes) 3-Lagenmaterial. Da ich den Anzug (Serie "Regatta") vor Kauf anprobiert hab, sitzt er hervorragend und ich hab eine sehr gute Bewegungsfreiheit. Auch die Halsmanschette hab ich vorher anprobiert. Hab auch probiert, ob Latex oder Neopren und wegen der richtigen Größe, hab mich dann für Neopren entschieden, weil's angenehmer zu tragen ist. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden. Die Reißverschlüsse sind Qualitätsreißverschlüsse von TIZIP (http://www.tizip.com/" class="postlink), leichtgängig - kann man ohne Probleme allein öffnen und schließen.
Die Leute bei Dry Fashion liefern eine sehr gute Beratung. Firmensitz ist Halstenbek bei Hamburg. Man kann dort vorher anrufen und einen Termin machen. Wie gesagt super und kompetente Beratung. Man kann anprobieren und ausprobieren was gefällt. Der Anzug kostet in dieser Ausstattung ca. 500 Euronen. Vergleichbare Anzüge mit dieser Ausstattung von Importherstellern (Ursuit, Fladen usw.) sind in der Regel preisintensiver. Bin absolut überzeugt von dem Anzug... ansonsten hätte ich zu dem Thema auch keinen Artikel geschrieben. Was noch hinzu kommt: muss der Anzug in die Reparatur, verlässt er im Regelfall die Firma repariert an dem Tag an dem er eingetroffen ist. War auch ein Grund für mich. Hatte da zu viel schlechtes von anderen Produkten gelesen und gehört, von wegen wochenlangen Wartezeiten und so.
Ja hat mich auch erstaunt wieviel Auftrieb der Anzug noch hatte, obwohl ich die Luft vorher über die Halsmanschette abgelassen hatte. Auf die Weste hab ich nur wegen dem Vorführeffekt verzichtet und weil ich dort auch noch stehen konnte. Hab dann aber später eine getragen (https://www.facebook.com/media/set/?set ... 690&type=1" class="postlink).
Der Anzug ist von Dry Fashion (http://www.dryfashion.de/" class="postlink) - Werksverkauf
Ausstattung: Armmanschetten aus Latex, Halsmanschette aus Neopren, Füßlinge selbes Material wie der Anzug, Kapuze und Pinkler - alles selbst so zusammen gestellt. Anzug selbst ist aus atmungsaktivem (von Dry Fashion selbst bezeichnetes) 3-Lagenmaterial. Da ich den Anzug (Serie "Regatta") vor Kauf anprobiert hab, sitzt er hervorragend und ich hab eine sehr gute Bewegungsfreiheit. Auch die Halsmanschette hab ich vorher anprobiert. Hab auch probiert, ob Latex oder Neopren und wegen der richtigen Größe, hab mich dann für Neopren entschieden, weil's angenehmer zu tragen ist. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden. Die Reißverschlüsse sind Qualitätsreißverschlüsse von TIZIP (http://www.tizip.com/" class="postlink), leichtgängig - kann man ohne Probleme allein öffnen und schließen.
Die Leute bei Dry Fashion liefern eine sehr gute Beratung. Firmensitz ist Halstenbek bei Hamburg. Man kann dort vorher anrufen und einen Termin machen. Wie gesagt super und kompetente Beratung. Man kann anprobieren und ausprobieren was gefällt. Der Anzug kostet in dieser Ausstattung ca. 500 Euronen. Vergleichbare Anzüge mit dieser Ausstattung von Importherstellern (Ursuit, Fladen usw.) sind in der Regel preisintensiver. Bin absolut überzeugt von dem Anzug... ansonsten hätte ich zu dem Thema auch keinen Artikel geschrieben. Was noch hinzu kommt: muss der Anzug in die Reparatur, verlässt er im Regelfall die Firma repariert an dem Tag an dem er eingetroffen ist. War auch ein Grund für mich. Hatte da zu viel schlechtes von anderen Produkten gelesen und gehört, von wegen wochenlangen Wartezeiten und so.
Ja hat mich auch erstaunt wieviel Auftrieb der Anzug noch hatte, obwohl ich die Luft vorher über die Halsmanschette abgelassen hatte. Auf die Weste hab ich nur wegen dem Vorführeffekt verzichtet und weil ich dort auch noch stehen konnte. Hab dann aber später eine getragen (https://www.facebook.com/media/set/?set ... 690&type=1" class="postlink).
Zuletzt geändert von liwu72 am 12. Mär 2012, 12:15, insgesamt 3-mal geändert.