Ich glaube wir sollten nicht aus einem Bauchgefühl heraus überreagieren. Als Hobby- / Freizeitfischer müssen wir uns auch mal die Frage stellen, ob wir in dieser Auseinandersetzung nur die „nützlichen Idioten“ abgeben und wenn wessen.
Was findet gerade in der Ostsee statt? Wurden die Dorsch-Fangquoten wirklich reduziert? Worauf bezogen?
Vom Absolutwert ja. Aber prozentual auf den verbliebenen Restbestand wird er weiter überfischt. Wie in den letzten Jahren haben sich vor der „Schonzeit“ die Trawler eingefunden und durchpflügen die See rund um die Uhr. Tonnen weise wird dann noch der „Beifang“, überwiegend tote Fische, wieder außenbords gekippt ohne dass dieser auf die Quote angerechnet wird. Diese industrielle Befischung hält die Ostsee aber nicht aus. Erinnert euch daran wie schnell nach der Wende die Fanggründe ehemaligen DDR leegefischt wurden. Die kleinen heimischen, ortsgebundenen Küstenfischereibetriebe, haben dagegen kaum eine Überlebenschance und eine wirkliche Lobby haben sie auch nicht, groß frisst klein gilt auch hier. Die Frau Rodust würde ich ebenfalls nicht als Vertreterin deren Interessen ansehen. Sonst müsste sie für eine grundlegend andere Fischereipolitik eintreten. Eine einmalige Ausnahme in der „Schonzeit“ im Wahljahr 2017 (Landtag SH, Bunddestag) hilft den Küstenfischern auch nicht zum Überleben. Mit ihrem in sich widersprüchlichen Artikel outet Frau Rodust sich selbst und dokumentiert ihre Inkompetenz.
Noch mal zu uns „nützlichen Idioten“. Ich halte es für einen überaus gut gelungen Schachzug (der industriellen Fischereilobby) die Freizeitfischer mit „ins Boot zu holen“. Ich will jetzt nicht die schwachsinnigen Statistiken und Diskussionen wiederholen, mit der der Zusammenbruch der Dorschpopulation mitbegründet werden sollte. In den letzten Monaten hat dies aber die ganze Diskussion um den Ostseedorsch überlagert und die Kernfragen außen vor gelassen. Eine Große Aufregung, unzählige Meinungen wurden gepostet usw. und alles sehr unstrukturiert. Aber wie wurde dies von einer Öffentlichkeit wahrgenommen, die keinen direkten Bezug zur Fischerei hat. Aus Diskussionen mit Freunden konnte ich immer wieder erfahren, dass eine Einbindung der Freizeitfischerei als schlüssig angesehen wurde. Die Überfischung der Ostsee/Meere wird sowieso nicht in Frage gestellt. Mit den Fangquoten für uns Freizeitfischer wird der Öffentlichkeit ein „Schritt in die richtige Richtung“ suggeriert, obwohl alles so bleibt wie’s ist.
Wenn sich nichts Grundlegendes in der Fischereipolitik ändert, können wir zukünftig froh sein überhaupt noch in die Nähe der Tagesquoten zu kommen.
Ich wünschte mir wir könnten die Diskussion in der Fischereipolitik mehr auf die Frage lenken, mit welchen Fangmethoden kann eine Bestandgefährdung einer Fischart minimiert werden. Ich denke dann kommt die Schleppnetzfischerei ins Zentrum der Auseinandersetzung. Hier besteht echter Regulierungsbedarf.
Gruß
Robert