So ein Teil der Beschreibung zum Feelfree Lure, wie bei Händlern und diversen anderen Internetseiten nachzulesen.
Ich habe es dennoch geschafft die Stabilität zu überwinden und das Lure auf den Kopf gelegt, sprich zum kentern gebracht.
Zum Ablauf:
Es begab sich an einem schönen, warmen, wie für das Kajakangeln gemachten Sommertag früh im Juli.
Zu Hause alles gepackt, Kajak aufs Autodach und an mein "Hausgewässer", den Angelhofer Altrhein gefahren.
Dort abgeladen
- das Lure ca. 300m zum Wasser (zu der Zeit war Hochwasser) geschoben
- Ruten klar gemacht
- Echolot mitsamt Geber und Batterie aufgebaut
- Schuhe und Socken aus
- Schirmmütze auf, sitzt
- Sonnenbrille auf die Nase, sitzt
- Kajak gewassert
- mit T-Shirt und kurzen Hosen rein
und ab geht die Lucie.
Ach was für ein herrlicher Tag. Gibt es etwas schöneres als in einem vor Stabilität strotzenden Kajak

Ich bin längere Zeit auf dem Gewässer umher gepaddelt, habe diese und jene Stelle angefahren, im Sitzen sowie im Stehen (neues Level in Sachen Stabilität) die Köder über den Altrhein gefeuert.
Da im Freiwasser nichts ging habe ich eine Stelle an einer überfluteten, mit Bäumen bewachsenen Insel wo Äste ins Wasser überhingen angefahren und dort mein Glück probiert.
Wieder stand ich in meinem auf ein neues Level an Stabilität gehobenen Kajak und warf die Köder mit meinen Baitcastern um mich. Nun hat sich dummerweise das Lure so gedreht,
dass der Bug nicht mehr in meine gewünschte Wurfrichtung, nämlich zur Insel zeigend ausgerichtet war, sondern das Lure mehr oder weniger parallel zur Insel stand. Da ich mir durch unergonomische Haltung weder in Hals noch Rücken ein Gewinde drehen wollte überlegte ich kurz: Was tun?
Kurz hinsetzen, mit wenigen Paddelbewegungen das Yak neu ausrichten und danach die Köder weiter feuern. Nein, wozu denn. Ist doch alles kein Problem in einem auf ein neues Level an Stabilität gehobenen Kajak.
Was habe ich gemacht? Ich Trottel habe anstatt das Kajak um 90° zu drehen mich selbst im Kajak um 90° in Wurfrichtung gedreht, stand also mit zwei Füßen auf einer Seite des Lure, welches dadurch natürlich einseitig stärker abgetaucht war und konnte so meine Köder wieder in die gewünschte Wurfrichtung werfen.
Hätte werfen können sollte es besser heißen, denn das Yak und ich haben munter angefangen zu schaukeln. Der im Kajak wankende Angler (der zuvor betitelte Trottel) versuchte die Schaukelbewegungen durch Gewichtsverlagerungen und rudernde Armbewegungen auszugleichen.
Das war aber gar nicht so einfach wie sich herausstellte. Vor. Zurück. Vor. Zurück. Hoppla, etwas zu weit zurück. Deshalb als Gegenbewegung weiter vor. Hoppla das war viel zu weit nach vorn.
Als weitere Gegenmaßnahme zu diesem missratenen Vorschwung habe ich dann wohl den Oberkörper nach hinten geworfen, mit einem Bein einen Schritt zurück gemacht und kam auf der Bordwand des Lure zum Stehen, was mir mein auf ein neues Level an Stabilität gehobenes Yak völlig übel nahm. Es hat mich abgeworfen.
Ich bin an diesem schönen, warmen, wie für das Kajakangeln gemachten Sommertag früh im Juli in das schon gut angewärmte Wasser mit den Füßen voran komplett eingetaucht (technische Ausführung 9.8, Haltungsnoten 5.0 wegen der vielen Ruderbewegungen mit den Armen).
Mit ein, zwei Schwimmbewegungen kam ich wieder an die Oberfläche. O.K. Alles nicht so schlimm. Schirmmütze sitzt, Sonnenbrille sitzt. Aber was ist das?

Unterwegs sah ich nun rechts unter dem Bootskörper eine meiner Baitcastruten vor sich hin wackeln, die ich mit dem Griffteil unter den Sitz geschoben hatte. Oh Schreck!

Gefühlte zwei Stunden später und völlig durchnässt (ich weiß nicht ob vom unfreiwilligen Bad oder durchgeschwitzt) war endlich seichtes Wasser am rettenden Ufer erreicht und ich bin abgestiegen, habe das Lure schwer atmend Richtung Ufer gezogen und konnte dabei ein schleifendes Geräusch warnehmen.

Du meine K...ke. Die Batteriebox mitsamt Batterie des Echolots schleifte über den befestigten Grund. Mein Echolot! Wo ist mein Echolot?

Da ich das Kajak nun in seichtem Wasser hatte konnte ich es umdrehen.
Es folgte ein Check der Ausrüstung:
- die Batteriebox mitsamt Batterie hing noch mit dem Spannungskabel verbunden am Echolot, das auf der Seitenschiene aufgebaut war. Echolot und Batterie waren dank wasserdichter Box und Stecker gerettet! Puuh.

- eine Köderbox mit Bulletbleien fehlte, ist wohl am Ort des Geschehens abgesoffen

- die unter dem Sitz eingeklemmte Baitcaster war auch noch da

- sehr zu meinem Leidwesen fehlten die anderen beiden Ruten



- Eurobox hinter dem Sitz an ihrem Platz, Befestigung hält

- Wurmdose schwimmt auf der Wasseroberfläche im seichten Wasser, auch gerettet

Was nun. Ich habe alles wieder an Bord gebracht und bin zur Unfallstelle zurück gepaddelt, wo ich mit meiner an Bord verbliebenen Baitcaster wenigstens meine mitgeführte Dropshot-Rute mittels über dem Boden schleifenden Jig-Kopf retten konnte.
Die andere Baitcaster und die Köderbox sollten ein Geschenk an Neptun bleiben. Mir blieb aber eine Hoffnung. Es war Hochwasser. Bei gefallenem Pegel könnte ich unter Umständen meine Rute und die Köderbox wieder finden.
Nach all der Aufregung und Anstrengung bin ich zurück an die Einsetzstelle gepaddelt, Lure aus dem Wasser gezogen und angefangen abzubauen.
- Köderbox, ab in die Kiste
- Batteriebox vom Echolot getrennt, ab in die Kiste
- Echolotgeber vom Echolot getrennt, ab in die Kiste
- Echolot abgebaut, ab in die Kiste
- Ruten auseinander genommen, in den Fußraum des Lure gelegt
- Hakenlösezangen ....., ach ja, die hatte ich in der linken Seitentasche des Sitzes verstaut. Beide fehlten, o.k., damit kann ich leben.
- Aber jetzt kommt's noch mal knüppeldick. Mein Handy hatte ich der rechten Seitentasche des Sitzes anvertraut. Natürlich ohne wasserdichte Hülle, man fährt ja ein auf ein neues Level der Stabilität gehobenes Kajak. Handy war weg. Abgesoffen! Damit konnte ich weniger gut leben.

Immer noch ziemlich nass, kaputt und frustriert habe ich mich auf den nach Hause Weg gemacht und dort meine Wunden geleckt.
Mit jetzt knapp fünf-monatigem Abstand und weiteren Ausritten mit dem auf ein neues Level der Stabilität gebrachten Kajak kann ich resümieren:
- nicht gesichertes Tackle säuft ab
- Paddelsicherung ist ein muss
- mein Echolot Garmin Striker 5dv ist wasserdicht

- durch Beachtung gewisser Regeln und gesundem Menschenverstand ist man mit einem Kajak sicher unterwegs
An dem Geschehniss war ich und nur ich, der Trottel schuld. Eine solch leichtsinniges Verhalten wird sich nicht wiederholen. Eigentlich war ich der Meinung mit dem Alter vernünftiger geworden zu sein.
Aber wie heißt es so schön: "Alter schützt vor Torheit nicht!"
Das Lure ist stabil, so wie beworben und von mir mehrfach süffisant zitiert. Man kann sich heraus beugen, stellen, im Stehen angeln, paddeln und noch viel mehr. Aber die Physik sollte man nicht überreizen. Das musste ich leidvoll erfahren.
Ach so. Meine abgesoffene Köderbox und Baitcaster konnte ich drei Wochen später bei zurückgegangenem Pegelstand an der Unglücksstelle auch noch bergen.

Somit verbleibt eine unliebsame Erfahrung, der Verlust zweier Hakenlösezangen und meines Handys.
Ich habe all dies nicht geschrieben weil mir langweilig ist, sondern ich hoffe ich kann euch durch diesen Bericht zu einem verantwortlichen Handeln bewegen, damit ihr meine Erfahrung nicht teilen braucht.
Sicherlich hat der eine oder andere auch schon Grenzerfahrungen gemacht ohne baden zu gehen. Da kann ich nur sagen: "Glück gehabt, treibt es nicht auf die Spitze."
Es gibt weitere Kollegen hier im Forum die sich auch als "Trottel" (man möge mir die Titulierung verzeihen) geoutet haben. Bei wenigen ist es ebenso glimpflich wie bei mir abgegangen, einige kamen wohl gerade noch so davon und andere wären froh sie könnten das heute lesen und würden sich freuen als "Trottel" bezeichnet zu werden.
In diesem Sinne:
Allzeit sichere Fahrt
